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In anderen Bereichen bereits seit längerer Zeit bekannt und erprobt, hat die Zertifizierung
mit den neusten Ansätzen der Auszeichnung von Stadtquartieren nun auch die Aufgabenfelder
der Stadtplanung erreicht. Mit zunehmender Abkehr von der imperativen Planung
hin zu kooperativen Handlungsweisen in der Planung und Umsetzung städtebaulicher
Projekte und Maßnahmen verändern sich die Austauschbeziehungen der beteiligten
privaten und öffentlichen Akteure. Dies geschieht in einer Form, in der das private gewinnorientierte Handeln und die Implementierung von Instrumenten, die der Effizienzsteigerung
der Transaktionen dienen, zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Wandel der
Organisationsformen in einzelnen Bereichen der Stadtentwicklung, speziell im Rahmen der
vorhabenbezogenen Planung und der städtebaulichen Projektentwicklung, führt zu einer
Vielzahl an Anlässen für den Einsatz von Zertifizierungssystemen und -verfahren.
Zielsetzung der Arbeit ist es, modellhaft instrumentelle und organisatorische Ausgestaltungsformen
der Zertifizierung im Rahmen der Planung und Umsetzung städtebaulicher
Projekte und Maßnahmen aufzuzeigen sowie Implementationsformen und -grenzen in
Bezug auf informelle und formelle Prozesse der Planung und Umsetzung zu bestimmen.
Um die Analyse sowie die Übertragung der Zertifizierung auf die spezifischen Bereiche der
Stadtplanung und Stadtentwicklung durchzuführen, erfolgt eine theoriegeleitete Untersuchung
über mehrere wissenschaftliche Disziplinen hinweg. In der Arbeit wird insbesondere
auf die Theorien der Neuen Institutionenökonomie zurückgegriffen. Die Theorie der
Verfügungsrechte, die Prinzipal-Agent-Theorie und die Transaktionskostentheorie dienen
als Grundlage zur Erklärung der Zielsetzungen, Interventionslogiken und Mechanismen von
Zertifizierung in ökonomischen Austauschbeziehungen. Die Steuerungstheorie dient der
Einordnung der Zertifizierung als Steuerungsinstrument und der Erklärung der steuerungsinstrumentellen Absichten einer Zertifizierung.
Die im Rahmen der Planung und Umsetzung städtebaulicher Projekte und Maßnahmen
relevanten Faktoren der Qualitätsunsicherheit, des opportunistischen Verhalten und der
Spezifität der Transaktionen wurden hinsichtlich ihrer zentralen Rolle dargelegt und
berücksichtigt. Zielkonflikte und Informationsasymmetrien in den Austauschbeziehungen
der vielfältigen an der Planung und Umsetzung der städtebaulichen Projekte und Maßnahmen
Beteiligten wurden analysiert und als Anlass der Zertifizierung identifiziert.
Im Ergebnis werden Empfehlungen und differenzierte Modellvariationen für die institutionelle
Ausgestaltung von Systemen und Verfahren der Zertifizierung im Rahmen der Planung
und Umsetzung städtebaulicher Projekte und Maßnahmen auf Stadtquartiersebene
abgeleitet und die Grenzen und Prämissen der Zertifizierung dargelegt.
Die Arbeit zielt im Wesentlichen auf die Berücksichtigung der aus technischen Anlagen resultierenden Risiken in der räumlichen Planung durch Vorsorge ab und verbindet diese Elemente mit der inhaltlichen, sachlichen sowie zeitlichen Steuerung räumlicher Nutzungsentwicklung
hinsichtlich ihrer Ordnung und Entwicklung auf strategischer und operativer Planungsebene. Die Thematisierung des Risikos wird anhand der verwendeten Konzepte in der Risikoforschung,
der Analyse und der Bewältigung von Risiken durchgeführt. Im Folgenden wird die Relevanz
technischer Risiken als integrativer Bestandteil der Raumplanung und in diesem Zusammenhang
als eine zu bewältigende Aufgabe im Rahmen der Stadtplanung und Stadtentwicklung
dargestellt.
Dies wird durch die synoptische Zusammenstellung der historischen Stadtentwicklung und der
Ausformung technischer Risiken sowie durch ihre Bewältigung im Sinne räumlicher Risikovorsorge
anhand der Darstellung bestimmter Entwicklungslinien und Leitbilder verdeutlicht. Diese führen in eine Zusammenstellung planerischer Grundkonstellationen über, die im Wesentlichen
auf den entwicklungsbedingt unterschiedlichen Konstellationen risikobezogener Nachbarschaften
unverträglicher Nutzungen beruhen und einer vorsorgebezogen- räumlichen Bewältigung
bedürfen.
Die Fokussierung auf rechtliche Rahmenbedingungen spannt den Bogen zur normativen Umsetzung
räumlicher Risikovorsorge und ihren differenzierten Ausprägungen im Raumplanungsund
Umweltrecht. Als besonders belangvoll werden dabei die europarechtlichen Vorgaben des
Land Use Planning im Art. 12 der Richtlinie 96/82/EG – Seveso II- Richtlinie und ihre Übertragungen
auf nationalstaatlicher Ebene dargestellt und die Umsetzungsgrenzen diskutiert.
Die konzeptionelle Realisierung des Schutzes vor den Auswirkungen technischer Risiken wird anhand der Leitfadenerstellung der Kommission für Anlagensicherheit (KAS) zur Umsetzung räumlicher Risikovorsorge durch langfristige Schaffung und die dauerhafte Sicherung von Abständen zwischen Betriebsbereichen der Störfall- Verordnung sowie schutzbedürftigen Gebieten
im Rahmen der Bauleitplanung dargestellt.
Auf dieser Basis wird eine Modellentwicklung räumlicher Vorsorge auf überörtlicher und örtlicher Ebene durchgeführt. Diese bildet die strategischen und operativen Vorsorgeelemente auf die Ebenen der Standort-, Abstands- sowie Entwicklungsplanung ab. Die Umsetzung auf instrumenteller
Ebene erfolgt durch die Verbindung der entwickelten Modellelemente auf
raumordnerischer sowie bauleitplanerischer Ebene mit den raumrelevanten Erfordernissen
räumlicher Risikovorsorge im planerischen Störfallschutz.
Dies betrifft nicht nur Neuplanungen, sondern insbesondere die Beachtung der Anforderungen
bei Entwicklungen im Siedlungsbestand hinsichtlich der Abbildung privater und öffentlicher
Aspekte des planerischen Störfallschutzes. Die heterogene Entwicklung und Vorsorge von Betriebsstandorten
und Siedlungen werden dabei hinsichtlich ihrer risikovorsorgebezogenen
Adaptionsfähigkeit überprüft. Dies schließt im Weiteren auch eine Betrachtung und Überprüfung instrumenteller Ausgestaltungsmöglichkeiten und ihrer Alternativen unter raum- und stadtplanerischen Gesichtspunkten mit in die Überlegungen ein.
Ländliche Räume stehen vor der vielschichtigen Herausforderung,
vom Wachstum der metropolitanen Räume nicht abgehängt zu werden.
Die durch die EU geförderte Regionalisierung verschiebt Handlungserfordernisse
zunehmend von der lokalen auf eine interkommunale sowie regionale
Ebene.
Zur Bewältigung der zentralen demografischen, sozialen und
ökonomisch-strukturellen Aufgabenstellungen bedarf es der konsequenten
und zielorientierten Bündelung aller regionalen Kräfte.
In der Regionalentwicklung ist derweil jedoch festzustellen, dass
sich zahlreiche regionale Initiativen etablieren, die in räumlicher
und thematischer Überschneidung parallel zueinander Regionalentwicklung
betreiben, ohne miteinander abgestimmt zu sein.
Eine koordinierte Ausrichtung auf gemeinsame Ziele der Regionalentwicklung
und mit Blick auf eine gesamtregionale Profilierung erfolgt nicht. Dies steht
dem Anstreben nach einer koordinierten Regionalentwicklung kontraproduktiv
entgegen.
Ländliche Entwicklungsinitiativen wie insbesondere LEADER sind ihren
ursprünglich landwirtschaftlich-stämmigen Kinderschuhen entwachsen.
Ihre regionalen Entwicklungskonzepte, Projekte und Maßnahmen zeigen in
weiten Teilen regionale Wirkungsweise.
Weisen konkrete LEADER-Projekte Raumbedeutsamkeit auf, dann kann sich die
für den Raum jeweils verantwortliche Regionalplanung auf raumordnungsrechtliche
Kooperationslegitimationen berufen.
Solche Kooperationen zwischen LEADER und Regionalplanung finden in der
aktuellen Praxis der Regionalentwicklung jedoch nicht statt. Die daraus resultierenden
‚Parallelstrukturen der Regionalentwicklung’ stehen der Forderung nach einer Bündelung
der regionalen Kräfte direkt entgegen.
Mit Blick auf die Lösung der benannten demografischen, sozialen oder wirtschaftlichen
Herausforderungen im ländlichen Raum ist eine abgestimmte koordinierte Regionalentwicklung
jedoch unbedingt erforderlich. Nicht zuletzt kann durch optimierte Kooperationsstrukturen
im regionalen Raum beispielsweise die Effizienz von generierten Fördermitteln wesentlich
gesteigert werden. Nur durch die Effizienz der Fördermittel und der Entwicklungsstrategien
wiederum können synergetische Prozesse initiiert werden und die ländlichen Räume als
gemeinsamer Potenzialraum profitieren.
Mit der Optimierung der organisatorischen Rahmenbedingungen zum Miteinander von Regionalplanung
und ländlichen regionalen Entwicklungsprozessen (neben LEADER vor allem ILE) können
strategische Allianzen der Regionalentwicklung gefördert werden.
Bleiben diese wichtigen Weichenstellungen künftig weiterhin aus, könnten die ländlichen Räume
zunehmend an Bedeutung verlieren. Nur durch die gebotene organisatorische und thematische Bündelung
regionaler Initiativen und Ressourcen sind die Herausforderungen bestmöglich zu meistern und eine
koordinierte Regionalentwicklung praktikabel.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage nach der zukünftigen Gestalt schrumpfender Städte in untrennbarer Verbindung mit möglichen Entwicklungsrichtungen und daraus ableitbarer städtebaulicher Leitbilder mit dem Ziel, bisherige fachliche Erkenntnisse zusammenzuführen, den Überblick über die anstehenden Gestaltungsaufgaben aufzuzeigen sowie diese Aspekte in die vorhandene wissenschaftliche Methodik einer Stadtgestaltplanung zu überfuhren.
Im Ergebnis zeigt die vorliegende Arbeit die Einordnung der gestalterischen Aspekte und Problemfelder im Stadtumbau in eine entsprechende Stadtgestaltplanung unter Schrumpfungsbedingungen, die sich hinsichtlich ihrer Inhalte kaum von bisherigen Stadtbildplanungen von Michael Trieb oder Seog-Jeong Lee unterscheidet, schließlich steht sowohl für die Stadtentwicklung unter Wachstumsvorzeichen als auch unter Schrumpfungsbedingungen die Bewahrung der stadträumlichen Qualität der Europäischen Stadt im Vordergrund, die in der jeweiligen Stadtentwicklung stets Gefahr laufen, abgerissen oder überformt zu werden.
Schwerpunktmäßig kommt der Teilbereichsplanung eine primäre Bedeutung zu, um für Stadtteile mit
unterschiedlichen Entwicklungsperspektiven stadträumliche Qualitäten zu erhalten oder auszubilden.
Andererseits geht es allgemein in einer Gestaltungsaufgabe von Stadt um die Erhaltung, Erzeugung oder Weiterentwicklung eines identitätsstiftenden Stadtbildes. Die damit verbundenen Zielvorstellungen zukünftiger Stadtentwicklung zeigen eine verwirrende Vielfalt an Begriffen, die eine Stadtstruktur zwischen kompakter Europäischer Stadt und aufgelockerter, perforierter Zwischenstadt beschreiben. In der Stadtumbaupraxis wird die Umsetzung dieser Ziele, entsprechend der vorgefundenen stadtstrukturellen Ausgangslage bzw. besonderen örtlichen Rahmenbedingungen, meist in einer dualen und stadtgestalterisch nicht ins Letzte konsequenten Strategie der möglichst weitgehenden Erhaltung der historischen Stadtstrukturen bei gleichzeitiger Anerkennung der polyzentralen Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte verfolgt. Die Konsequenz der parallelen Anwendung bisher gegensätzlicher Zielvorstellungen ist die Fortführung unscharfer Stadtbilder, die in Verbindung mit dem Bild der Stadt im Kopf meist nur in den historisch geprägten Innenstädten in eindeutige und ästhetisch ansprechende Erscheinungen konkretisiert werden können. So lasst sich die Gestalt der Stadt unter Schrumpfungsbedingungen charakterisieren als eine „perforierte bis fragmentierte Stadt mit historische Mitte und zukünftigen Konzentrationsinseln“ bzw. in Rückgriff auf bereits vorhandene Begriffe: „Zwischenstadt mit historischer Mitte“ bzw. „Zwischenstadt mit
Konzentrationsinseln“. Inwieweit das entstehende Stadtbild mit positiven Gestaltwahrnehmungen verknüpft sein wird, hängt davon ab, in welcher Intensität Schrumpfung bzw. Stadtumbau in den jeweiligen Stadtteilen zum Tragen kommen wird. Eine baulich geschlossene und kompakte Europäische Stadt kann, sofern sie das erhaltenswerte Gut bzw. städtebauliche Leitbild der zukünftigen Stadt darstellt, nur bewahrt werden, wenn Lücken und Rückbau beschrankt oder gar unterbunden werden. Das bedeutet angesichts negativer Entwicklungsperspektiven gleichzeitig verstärkter Ruckbau in den Bereichen der heutigen Zwischenstadt und die Akzeptanz entsprechend fragmentierten Stadtstrukturen, die zukünftig vor allem landschaftlich geprägt sein werden. Andersherum muss eine polyzentrale Entwicklung mit gleichzeitig fortschreitender
Außenentwicklung zu stadträumlichen Verlusten in den kompakten innerstädtischen Bereichen führen. Auch die Strategie des „sanften Stadtumbaus“, der den Rückbau auf historische und neuzeitliche Stadtstrukturen gemeinsam zu verteilen sucht, kann diesbezüglich zu keinen befriedigenden Losungen gelangen und verfestigt das Bild der Zwischenstadt auch in den bisher baulich-räumlich geschlossenen innerstädtischen Bereichen. Die Forderung einer Stadtstruktur, deren endgültige Bewertung noch immer aussteht und für deren schwer fassbares heterogenes Stadtbild aktuell Möglichkeiten zur positiven Wahrnehmung und Qualifizierung gesucht werden, kann jedoch eigentlich nicht das Ziel einer städtebaulichen Gestaltungsplanung im Rahmen der Stadtplanung sein. Die stadtgestalterische Herausforderung liegt neben einer eindeutigen Positionierung bezüglich eines städtebaulichen Leitbildes für die Stadtentwicklung in den
Rand- bzw. Grenzbereichen, den Schnittpunkten zwischen geschlossener historischer Struktur und
landschaftlich geprägter Zwischenstadt. Angesichts der Eingriffe in die Stadtstruktur und der drohenden Verfestigung bzw. räumlichen Vergrößerung der Zwischenstadt soll die hier vorliegende Auseinandersetzung mit der Gestalt der Stadt als ein Plädoyer für eine Stadtentwicklung unter Schrumpfungsbedingungen als verstärkt stadtgestalterische städtebauliche Aufgabe verstanden werden.
In seiner Entwicklungsgeschichte hat der stationäre Einzelhandel eine enorme Wandlungsfähigkeit bewiesen. Dieser hat er es zu verdanken, dass er bis heute eine zentrale Funktion der Innenstadt darstellt. Allerdings wird die Stabilität der innerstädtischen Einzelhandelslagen seit einigen Jahren zunehmend auf die Probe gestellt. Mit dem Online-Handel als sich etablierenden neuen Absatzkanal mit wachsenden Umsatz- und Nutzerzahlen, bekommen die innerstädtischen Einzelhandelslagen einerseits deutliche Konkurrenz. So eignet sich das innerstädtische Sortiment besonders gut für den Online-Vertrieb. Umsatzeinbußen in den lokalen Geschäften, Geschäftsaufgaben, Ladenverkleinerungen, Leerstände sowie eine Abwertung der innerstädtischen Einzelhandelslagen sind die Folgen. Andererseits stellen der Online-Handel sowie einkaufsunterstützende digitale Medien eine Chance dar, die innerstädtischen Einzelhandelslagen für das digitale Zeitalter zu qualifizieren und hiermit zukunftsfähig zu halten. Zentrale Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den Konsumenten zu. Die innerstädtischen Einzelhandelslagen müssen an die, u.a. aus den Einfluss digitaler Medien im Allgemeinen und dem Online-Handel im Besonderen, resultierenden veränderten Bedürfnisse und Anforderungen der Konsumenten angepasst werden, wenn sie keinen Attraktivitätsverlust erleiden sollen. Eine schwierige Aufgabe, zeichnet sich doch das Kauf- und Konsumverhalten der ‚Neuen Konsumenten‘ durch Hybridität bzw. Multioptionalität aus. Diese macht ständige Neuausrichtungen und Anpassungen der Einzelhandelsbetriebe und Unternehmen erforderlich, welche durch die gestiegene Informiertheit, die höhere Anspruchshaltung, die Sprunghaftigkeit und Spontanität der Konsumenten sowie ihre abnehmende Loyalität mit den Anbietern erschwert werden.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass zukünftig – abhängig von ihrer Lokalisierung in räumlich und strukturell begünstigten oder benachteiligten Städten – unterschiedliche Herausforderungen auf die innerstädtischen Einzelhandelslagen zukommen werden. Unter benachteiligte Städte werden strukturschwache Kommunen mit negativer Bevölkerungsentwicklung, geringer Zentralität und geringer wirtschaftlicher Anziehungskraft für das Umland gefasst, während sich begünstigte Städte durch wirtschaftliche Prosperität, Zentralität und Bevölkerungswachstum auszeichnen. Während innerstädtische Einzelhandelslagen in benachteiligten Städten vor allem negative Folgen zu erwarten haben und folglich akuter Handlungsbedarf besteht, können innerstädtische Einzelhandelslagen in räumlich-strukturell begünstigten Städten i.d.R. von der Digitalisierung und dem veränderten Kauf- und Konsumverhalten der Konsumenten profitieren. Zentrale Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den charakteristischen Merkmalen einer Innenstadt zu. Sie zeichnet sich im Idealfall durch Zentralität, Bedeutungsüberschuss, Dichte und Nutzungsmischung, eine hohe Besucherfrequenz sowie einen hohen Identifikationsgrad bzw. Authentizität aus. Diese Standortvorteile verhelfen innerstädtischen Einzelhandelslagen in begünstigten Städten zu einem Alleinstellungsmerkmal gegenüber konkurrierenden lokalen Einzelhandelsstandorten sowie gegenüber dem Online-Handel. So gewinnen Atmosphäre und zentrales Erleben bei Konsumenten, die das Internet nutzen, an Bedeutung. Qualitativ hochwertige innerstädtische Einzelhandelslagen erlangen somit eine neue Anziehungskraft.
Handlungsbedarf besteht folglich vor allem in den räumlich-strukturell benachteiligten Städten. Aber auch die begünstigen Städte brauchen Unterstützung, um die innerstädtischen Einzelhandelslagen den Bedürfnissen der Konsumenten nach Erlebnis, Bequemlichkeit, Individualität, Flexibilität, Schnelligkeit etc. entsprechend zu gestalten sowie die Voraussetzungen für den Einsatz einkaufsunterstützender digitaler Medien zu schaffen.
Als Modellansatz sind drei Strategieansätze im Rahmen eines integrierten Gesamtkonzepts umzusetzen:
1. Befähigende Ansätze: Hierzu zählt einerseits die Schaffung der technischen Rahmenbedingungen hinsichtlich Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit, funktioneller Zuverlässigkeit, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit der technischen Infrastruktur und der digitalen Medien. Konkret sind der Ausbau flächendeckender Breitbandverbindungen und eines frei zugänglichen WLAN-Netzes in den Innenstädten sowie der Einsatz von elektronischer Authentisierung und biometrischen Verifikationssystemen anzuraten. Andererseits gilt es, die Medienkompetenz der Einzelhändler und der Konsumenten für den Umgang und die Nutzung digitaler Medien zu schulen. Die Nutzerfreundlichkeit muss durch eine qualitätvolle HCI (Human Computer Interaction) sowie den Einsatz von Feature based visualization verbessert werden. Weiterhin ist die Nutzung von Multi-Channel-Retailing, der Verknüpfung des stationären Handels mit dem Online-Handel, zu unterstützen.
2. Steuernde Ansätze: Vor dem Hintergrund des engen finanziellen Gestaltungsspielraums der Mehrheit der Kommunen sollten die Städtebauförderprogramme und die Förderprogramme zur Breitbandförderung gezielt genutzt und weiterentwickelt werden. Weiterhin gilt es die Effektivität der Steuerung über die Stärkung gemeinschaftlichen Handelns zu verbessern. Es sind hierbei sowohl Kooperationen zwischen Kommunen, Handel und Eigentümern zu unterstützen als auch die Bevölkerung verstärkt in bedeutsame Umgestaltungsprozesse in der Innenstadt einzubinden.
3. Stärkende Ansätze: Unter dem Ansatz der Stärkung werden die Verbesserung der Aufenthaltsqualität sowie die Schaffung von Strukturen für eine zukunftsfähige Mobilität verstanden. Um die Aufenthaltsqualität und damit die Attraktivität der innerstädtischen Einzelhandelslagen zu erhöhen, muss frühzeitig ein angepasstes Leerstandsmanagement initiiert, Einkaufsbereiche konzentriert, eine attraktive Gestaltung und Möblierung unterstützt sowie die Innenstadt entsprechend ihrer besonderen Merkmale inszeniert werden. Eine zukunftsfähige Mobilität innerhalb der Innenstadt ist durch Maßnahmen zur Verbesserung der Erreichbarkeit der innerstädtischen Einzelhandelslagen sowie der Förderung zukunftsfähiger Mobilitätsformen zu unterstützen.
Insgesamt sollen besagte Strategieansätze dazu beitragen, die Voraussetzungen für die Digitalisierung des innerstädtischen Einzelhandels zu schaffen, die analysierten Restriktionen der Innenstadt abzumildern sowie die besonderen Potenziale der innerstädtischen Einzelhandelslagen im Sinne von Alleinstellungsmerkmalen hervorzuheben, um die innerstädtischen Einzelhan-delslagen für das digitale Zeitalter zu qualifizieren.
Mobile Partizipation
(2015)
Smartphones bringen computertechnische Anwendungen in den öffentlichen Raum. Mobiles Web, Geolokalisierung und integrierte Sensoren ermöglichen kollaborative Datenerfassung (Urban Sensing), spontane Kommunikation (Smart Mobs) sowie neue Formen der Planungskommunikation (Mobile Augmented Reality). Es lässt sich eine Partizipation unter geändertem Vorzeichen diagnostizieren: Transparentere Verfahren, früherer Einbezug der Öffentlichkeit und mehr Mitsprachemöglichkeiten werden zunehmend eingefordert. Zugleich entwickeln sich eine Vielzahl an neuen Bottom-up-Bewegungen, die das Internet als einen Ort der Teilhabe und konstruktiver Mitwirkung an Stadt(-planung) begreifen und sich auf vielfältige Weise einbringen. Crowdsourcing, Civic-Hacking und urbane Interventionen stehen beispielhaft für diesen Wandel und fördern diese neuen Formen selbstinitiierter Partizipation. Nach der Definition des Phänomens mobiler Partizipation und einer Vielzahl an Beispielen, werden neue Entwicklungen, Möglichkeiten und Chancen, aber auch Herausforderungen und Hemmnisse für die Stadtplanung beschrieben und ein Blick auf sich zukünftig entwickelnde Arbeitsfelder im Zeitalter der der Smart Cities geworfen.
In Rheinland-Pfalz kommt den ländlichen Regionen eine hohe Bedeutung als Lebens-, Wirtschafts-, Natur- und Erholungsraum zu. Bei ihrer Entwicklung kann festgestellt werden, dass diese Regionen sowohl Schrumpfungstendenzen wie einen Rückgang der Bevölkerungszahl, zum Teil aber auch positive Entwicklungsdynamiken wie positive bevölkerungsstrukturelle und sozio-ökonomische Entwicklungen aufweisen. In jenen Regionen die positive Entwicklungsdynamiken verzeichnen stellt sich insbesondere die Frage nach „den Erfolgsfaktoren“, die diese Entwicklung begünstigt haben.
Die Bundesraumordnung hat das Potenzial dieser Räume, einen gesamtwirtschaftlichen Wachstumsbeitrag zu liefern, erkannt. Im Jahr 2010 und 2013 hat die Ministerkonferenz für Raumordnung den Beschluss gefasst, die Leitbilder für die Raumentwicklung in Deutschland dahingehend zu konkretisieren und weiterzuentwickeln, dass die Rolle und Bedeutung ländlicher Räume als „eigenständige Wirtschafts-, Kultur- und Lebensräume, die ihre Potenziale durch die Entwicklung eigener Stärken, aber auch durch Verflechtung und Vernetzung besser zur Geltung bringen können“, noch stärker herausgearbeitet werden soll. Im aktuellen Entwurf der Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland 2013 zeigt sich, dass im vorgesehenen Leitbild „Wettbewerbsfähigkeit stärken“ sowohl ländliche als auch verstädterte wirtschaftliche Wachstumsräume außerhalb der Metropolregionen verortet werden, die im Rahmen einer Raumentwicklungsstrategie als Wirtschafts-, Innovations- und Technologiestandorte gestärkt werden sollen.
Somit stellt sich für ländliche Regionen insbesondere die Frage, welches die maßgeblichen Faktoren sein können, um eine eigene positive Entwicklungsdynamik zu fördern. Die vorliegende Dissertation identifiziert im Bundesland Rheinland-Pfalz, für das ländliche Regionen in exemplarischer Weise von Bedeutung sind, Landkreise die positive Entwicklungsdynamiken aufzeigen und untersucht sie hinsichtlich ihrer Erfolgsfaktoren. Dabei handelt es sich um den Donnersbergkreis, den Rhein-Hunsrück-Kreis und den Landkreis Südliche Weinstraße einschließlich der Stadt Landau in der Pfalz.
Um sich der Thematik der Erfolgsfaktoren in theoretischer Weise zu nähern, werden zunächst Ansätze zur Erklärung unterschiedlicher regionaler Entwicklungsdynamiken betrachtet und Kriterien abgeleitet, die dazu dienen, bereits bestehende Ansätze, Programme und Projekte zur Förderung solcher Entwicklungen in ländlichen Regionen zu bewerten. Der Untersuchung liegen ferner empirische Erhebungen wie leitfadengestützte Gespräche mit Experten, regionalen Akteuren aus Verwaltung und Wirtschaft sowie mit regionalen und kommunalen Entscheidungsträgern und eine schriftliche Befragung der Bevölkerung in allen drei Landkreisen zugrunde, um weitere Erkenntnisse über (spezifische) Erfolgsfaktoren zu erhalten.
Es zeigt sich dabei, dass die positiven Entwicklungsdynamiken durch die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, wie die Lage der Landkreise im Raum, verkehrsinfrastrukturelle und naturräumliche Ausstattung, historische Entwicklungspfade sowie durch bestimmte Unternehmensansiedlungen und ein strategisches Handeln regionaler und kommunaler Akteure, maßgeblich beeinflusst wird. Im Zusammenhang mit dem Thema der europäischen Metropolregionen bleibt zu sagen, dass die untersuchten Räume auch von der Nähe zu diesen Räumen profitieren. Hierbei spielen vor allem eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur, Arbeitsplätze und Hochschulen eine wichtige Rolle.
Weiterhin zeigt sich, dass sich beispielsweise eine wirtschaftsnahe Verwaltung und die Etablierung von Netzwerken zwischen Politik, Wirtschaft und Verwaltung unterstützend auswirken. Ein weiteres Hauptaugenmerk im Zusammenhang mit positiven Entwicklungsdynamiken ist auf die Existenz hochinnovativer, vielfach klein- und mittelständischer Unternehmen zu richten. Als maßgeblich für die Entwicklung eines Raumes ist aber auch das hohe Engagement einzelner Personen zu betrachten, die oftmals eine wichtige Rolle als die treibenden Kräfte bei der regionalen Entwicklung einnehmen. Darüber hinaus spielt in den untersuchten ländlichen Regionen, die stark durch den produzierenden Sektor geprägt sind, die betriebliche Aus- und Weiterbildung sowie eine frühzeitige Berufsorientierung in Schulen und die Vermittlung von Praktika eine wichtige Rolle und trägt zur Sicherung der Fachkräftebasis in den Regionen bei. Die durchgeführte Haushaltsbefragung verdeutlicht, dass die Räume eine sehr hohe Wohn- und Lebensqualität aufweisen, welche die Bevölkerung verstärkt an den Raum bindet.
Aufbauend auf den identifizierten Erfolgsfaktoren werden Handlungsansätze der Raumordnung, Landes- und Regionalplanung sowie der Regionalentwicklung und relevanter Politikfelder erarbeitet. Hierbei steht insbesondere die Frage im Vordergrund, wie vorhandene Entwicklungsdynamiken unterstützt, ausgebaut und in anderen Regionen angestoßen werden können. In Hinblick auf die Übertragbarkeit auf andere Regionen ist zu erwähnen, dass dies durchaus möglich ist, wobei die identifizierten Erfolgsfaktoren vielfach von den spezifischen Rahmenbedingungen des Raumes abhängig sind. Wesentlich ist, dass die genannten Handlungsansätze und -strategien eine Orientierung ermöglichen. Berücksichtigt werden muss beim Verfolgen der dargestellten Strategien jedoch, dass sich die Entwicklungen in den Untersuchungsräumen über einen langen Zeitraum vollzogen haben. Somit sollte auch an einer „Strategie der kleinen Schritte“ angesetzt werden.
Stadtumbau und Kultur
(2015)
Gerade in schrumpfenden Kommunen erscheint es als besonders
wichtig, die Realität des Schrumpfens, die damit verbundenen Verlusterfahrungen und notwendigen städtischen Umbauprozesse mit anderen Mitteln und über neue Zugänge besser verständlich zu machen und Betroffene zu aktivieren. In letzter Zeit werden hierfür
vermehrt auch künstlerische Ausdrucksformen genutzt. Basierend auf eigenen Erfahrungen des Autors ist es zentrales Anliegen der Arbeit, den Gegenstand solcher kulturellen Prozesse im Stadtumbau als Forschungsgegenstand aufzurufen und genauer zu untersuchen.
Eine deutschlandweite Befragung der Stadtumbaukommunen liefert erstmals statistisches Material zum Thema, das dann in vier vertiefenden Fallstudien anschaulich wird. Für die Planungspraxis werden mögliche Aktionsfelder katalogisiert und Anwendungsprinzipien
abgeleitet. Am Ende wird deutlich, dass Kunst und Kultur nicht schmückendes Beiwerk der Planung sondern ein eigenständiger Bestandteil im Stadtumbauprozess sein können.
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts fand in der Bundesrepublik Deutschland ein weiträumiger Suburbanisierungsprozess statt. Junge Familien wanderten u. a. in den 1970er und 1980er Jahren in der Familiengründungsphase in das Umland der Städte und präferierten die Wohnform des Einfamilienhauses in einem familienfreundlichen Wohnumfeld. Infolgedessen entstanden weitgehend altershomogene Siedlungen. Diese Bevölkerungsgruppe erreicht nun das Alter 60plus mit der Folge, dass Umlandgebiete von Städten aufgrund der genannten altersselektiven Stadt-Umland-Wanderungen von der demographischen Alterung in überdurchschnittlichem Maße betroffen sind.
Heute ergibt sich ein Problemkomplex aus einer fehlenden Kongruenz zwischen gealterter Bevölkerung einerseits und räumlicher Umwelt andererseits, der sowohl die Kommunen als Wohnstandort als auch die betroffenen Haushalte vor neuartige Herausforderungen stellt.
Demnach kommt es im Zuge der Erhöhung des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung in suburbanen Räumen zu einer Verstärkung und Modifikation der Nachfrage nach altenspezifischen, dezentralen Versorgungsstrukturen in bestimmten Bereichen der Daseinsvorsorge (wie der medizinischen Versorgung, der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs und des öffentlichen Personennahverkehrs (öPNV)) sowie im Bereich altengerechter Wohnraumangebote. Neben diesen quantitativen Aspekten weist die Bevölkerungsgruppe 60plus aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, wie dem Wertewandel, im Vergleich zur Vorkriegsgeneration neuartige Bedürfnisse und Anforderungen an ihren Wohnstandort auf.
Gleichzeitig sind sowohl altenspezifische Versorgungsstrukturnetze in suburbanen Räumen aufgrund einer flächenintensiven und monofunktionalen Siedlungsentwicklung mit räumlich konzentrierten Einrichtungen der Daseinsvorsorge, einer starken Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr (MIV) bei abnehmender altersbedingter individueller Mobilität und damit einhergehenden ungünstigen Erreichbarkeiten als auch altengerechte Wohnraumangebote oftmals nur eingeschränkt vorhanden.
Die geschilderten raumbezogenen Divergenzen zwischen sich wandelnden quantitativen und qualitativen Nutzungsmustern hinsichtlich Versorgungsstrukturen, Mobilität und Wohnraum einerseits und siedlungsstrukturellen Rahmenbedingungen andererseits führen dazu, dass Wohnstandortentscheidungen früherer Lebensphasen dahingehend überprüft werden, ob eine altersgerechte Lebensführung in den suburbanen Siedlungsgebieten möglich ist.
Vor dem Hintergrund der dargelegten raumstrukturellen Problemlagen in suburbanen Kommunen im Zuge des Prozesses der demographischen Alterung liegt das zentrale Anliegen der vorliegenden Arbeit darin, Wohnstandortentscheidungen suburbaner Haushalte der Bevölkerungsgruppe 60plus anhand einer beispielhaften Betrachtung in ausgewählten suburbanen Kommunen im Landkreis Mainz-Bingen zu untersuchen.
Folgende Forschungsziele werden im Rahmen der Arbeit verfolgt:
In einem ersten Schritt sollen die Standortgegebenheiten in Bezug auf die Ausstattung mit Versorgungsstrukturen, die die Untersuchungskommunen älteren Menschen der Generation 60plus bieten, zukünftig im höheren Alter ein selbstständiges Leben führen zu können, analysiert werden.
Des Weiteren werden das derzeitige aktionsräumliche Versorgungsverhalten der Untersuchungsgruppe sowie daraus entstehende potentielle Versorgungsdefizite im höheren Alter untersucht.
In einem weiteren Analyseschritt liegt der Fokus auf der subjektiven Wohnstandortbewertung aus Bürgerperspektive. Im Speziellen wird dargestellt, inwiefern die Bevölkerungsgruppe 60plus ihren Wohnstandort in einzelnen Bereichen der Versorgungsstrukturen beurteilt und klassifiziert.
Darüber hinaus ist die prospektive Wohnmobilität (Umzugsbereitschaft) der Generation 60plus, insbesondere in Abhängigkeit von den gegebenen Versorgungsstrukturen, Gegenstand der Untersuchung. Es wird erforscht, ob eine erhöhte Wohnmobilität innerhalb dieser Altengeneration, beispielweise mit Wanderungen in innerstädtische Quartiere mit seniorengerechten Versorgungsstrukturen und Wohnungsangeboten, nachzuweisen ist.
Für von dem demographischen Alterungsprozess betroffene suburbane Siedlungsräume sind zumeist noch keine, auf eine ganzheitliche Strategie ausgerichtete kommunale Entwicklungskonzepte entworfen worden, welche öffentlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren Optionen aufzeigen, wie eine bedarfs- und seniorengerechte Planung in den Bereichen Nahversorgung, medizinische Versorgung, Mobilität und Wohnen in Zukunft gestaltet werden kann. Die Konzeption geeigneter Entwicklungsstrategien soll die Qualität suburbaner Wohnstandorte für ältere Menschen erhöhen, eine selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung im Alter und einem möglichst langen Verbleib im angestammten Wohnquartier und der Kommune ermöglichen und potentiell auftretende Abwanderungstendenzen der Bevölkerungsgruppe 60plus entgegenwirken.
Die aus den Zielsetzungen abgeleiteten Forschungsfragen werden einerseits mittels einer sekundärstatistischen und andererseits durch eine empirische Untersuchung in 16 Kommunen im Landkreis Mainz-Bingen im Umland der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz beant-wortet. Die Untersuchungseinheit im Rahmen der empirischen Arbeiten bilden Haushalte der Jahrgänge 1945-1953, so dass im Erhebungsjahr 2014 dies die Gruppe der 60- bis 69-Jährigen einschließt. Die empirische Untersuchung in den 16 Kommunen wurde anhand einer teilstandardisierten postalischen Befragung vorgenommen. Insgesamt sind im Rahmen der Erhebung 3.942 Fragebögen an Haushalte versendet worden (Vollerhebung). Die Rücklaufquote beträgt mit insgesamt 2.002 ausgefüllten Fragebögen 51 %.
Aufbauend auf den empirischen Ergebnissen der sekundärstatistischen und empirischen Untersuchung der Auswirkungen von suburbanen Raumstrukturen auf Wohnstandortentscheidungen der Bevölkerungsgruppe 60plus und der Beantwortung der Forschungsfragen werden zunächst zentrale Forschungserkenntnisse zusammengefasst und Schlussfolgerungen für den ausgewählten Untersuchungsraum gezogen. Das Ziel liegt in einer induktiven Herausarbeitung von allgemeinen Handlungsbedarfen für die Planungspraxis, die generell in suburbanen Siedlungs-gebieten vor dem Hintergrund der Auswirkungen der demographischen Alterung virulent sind und in der Konsequenz zu einer Erhöhung der Wohnmobilität älterer Bevölkerungsgruppen führen können.
Anschließend werden, auf der Ableitung von allgemeinen Handlungsbedarfen für die Raumplanung aufbauend, übergeordnete Strategien zur Gestaltung und Anpassung eines seniorengerechten Versorgungs- und Wohnraumangebotes in suburbanen Siedlungsgebieten in Deutschland aufgezeigt. Das Ziel liegt in der Ermöglichung einer selbstständigen und selbstbestimmten Lebensführung im Alter und einem möglichst langen Verbleib im angestammten Wohnquartier und der Kommune, in der Erhöhung der Qualität suburbaner Wohnstandorte für ältere Menschen und in dem Entgegenwirken potentiell auftretenden Abwanderungstendenzen der Bevölkerungsgruppe 60plus.
Jugendliche sind häufige Nutzer öffentlicher Stadträume, die ihnen wichtige Möglichkeiten der Interaktion, aber auch Orte des Rückzugs aus dem privaten Raum des Elternhauses oder dem institutionalisierten Raum der Schule bieten. In der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion um öffentlichen Raum tritt vielfach dessen Wandel in den Fokus, vor allem im Hinblick auf Tendenzen der Kommerzialisierung, Privatisierung, aber auch einer zunehmenden Unsicherheit und Kriminalität. Über diese Aspekte des Wandels werden, so die grundlegende These der vorliegenden Arbeit, Jugendlichen engere Grenzen gesetzt und Aneignungs- und Zu-gangsmöglichkeiten eingeschränkt. Ein Beispiel für neue privatisierte und kommerzialisierte Räume stellen Shopping Malls dar. In diesen, de jure nicht öffentlichen, sondern als quasi-öffentlich bezeichneten Räumen, in denen Sicherheit, Sauberkeit und Service Priorität haben, wird ein mit Jugendlichen oftmals assoziiertes, vermeintlich unkontrollierbares, abweichendes, ausprobierendes Verhalten als Störfaktor wahrgenommen.
Auf Basis qualitativer Interviews mit Jugendlichen, nicht-teilnehmender Beobachtung und Experteninterviews mit Verantwortlichen von Polizei, Streetwork und dem Management lokaler Shopping Malls, werden in zwei Fallstudien (Saarbrücken und Ludwigshafen) die Aneignung und Wahrnehmung unterschiedlicher innerstädtischer öffentlicher Räume (Fußgängerzone, Zentraler Stadtplatz, Grün- und Freiflächen), etwaige Nutzungskonflikte und die Bedeutung des neuen, quasi-öffentlichen Raumtyps „Shopping Mall“ diskutiert.
Den theoretischen Hintergrund liefern vor allem Arbeiten von Pierre Bourdieu, Anthony Giddens und Henri Lefebvre: In Anlehnung an Bourdieu muss Raum, und damit auch öffentlicher Raum, aus verschiedenen Dimensionen, insbesondere der physischen und der sozialen, gedacht werden, die jedoch wechselseitig aufeinander wirken. Er ist, so die Theorie Henri Lefebvres, in einem mehrdimensionalen Prozess sozial produziert. Im Rahmen dieses Produktionsprozesses bilden sich, im Rahmen des dem von Giddens dargestellten Dualismus von Handeln und Struktur, Macht- und Ordnungsstrukturen aus, die Handeln und damit Nutzungsmöglichkeiten beeinflussen.
Die Ergebnisse der Fallstudien zeigen, dass öffentliche Räume von Jugendlichen, nach wie vor, als Interaktions-, Rückzugs- Mobilitäts- und Konsumräume genutzt werden. Dennoch sind Transformationsprozesse sichtbar: Kommerzialisierung und Privatisierung beeinflussen den Zugang zu und die Nutzungsmöglichkeiten von öffentlichen und quasi-öffentlichen Räumen. Auch durch gestiegene Unsicherheit, von aber auch durch Jugendliche, sowie Kontrollen verändern sich Möglichkeitsräume. Diese Kontrollen werden jedoch durchaus auch positiv und als Notwendigkeit bewertet, um zunehmender Unsicherheit zu begegnen.
Von Jugendlichen sind insgesamt Anpassungsleistungen notwendig, vor allem hinsichtlich eines angemessenen Verhaltens in öffentlichen und quasi-öffentlichen Räumen. Sie müssen sich mit bestehenden Macht- und Ordnungsstrukturen auseinandersetzen und sich diesen häufig unterordnen. Sind sie dazu nicht bereit oder nehmen Konflikte Überhand, werden Treffpunkte und Nutzungen aufgegeben. Besonders am Beispiel der „Shopping Malls“ wurde deutlich, dass eingeschränkte Zugangsmöglichkeiten und geltende Verhaltensvorschriften Änderungen der räumlichen Praxis notwendig machen, um Nutzung zu legitimieren. Shopping Malls können aber das Angebot an Freizeiträumen für Jugendliche auch erweitern. Gerade wenn ein Mangel an adäquaten Treffpunkten herrscht und klassische öffentliche Räume von „Verödung“ betroffen sind, so wie es im Fallbeispiel Ludwigshafen der Fall war, bilden sie einen alternativen „Erlebnisort“.