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Die vorliegende Masterarbeit belegt, dass ein Innovationsvorhaben mittels „Bottom-up“-Management
zur Entwicklung einer gesamten Organisation führen kann. Dies wird exemplarisch an
der Curriculumentwicklung an einer Pflegeschule in Baden-Württemberg dargestellt. Hierfür
werden zunächst die Besonderheiten des „Bottom-up“-Managements herausgearbeitet und
anschließend unter Einbeziehung aller Rahmenbedingungen ein eigenes Handlungskonzept
für das Projektvorhaben erstellt. Das „Drei-Wege-Modell der Schulentwicklung“ von Rolff, welches
sich mit dem Zusammenhang zwischen der Unterrichtsentwicklung, der Personalentwicklung
und der Organisationsentwicklung befasst (vgl. Rolff 2016, S. 20), stellt in dieser
Arbeit neben der Qualitätssicherung einen wichtigen Orientierungsrahmen dar. Es wird zudem
gezeigt, dass sowohl das Führungsverhalten der Schulleitung als auch die Möglichkeit
zur partizipativen Mitarbeit aller Teilnehmenden der Schlüssel für das Gelingen des Innovationsvorhabens
ist. Damit die Ergebnisse dieser Arbeit auch gewinnbringend für andere Projektvorhaben
und Organisationen genutzt werden können, werden sie abschließend auf ihre
Übertragbarkeit hin geprüft. So können Teilaspekte diese Masterarbeit auch bei der Weiterentwicklung
weiterer Pflegeschulen oder anderer Organisationen eine Hilfe sein.
In Deutschland haben die Familienunternehmen eine lange Tradition. Einige weltberühmte deutsche Unternehmen, wie die Volkswagen AG, BMW Group oder Robert Bosch GmbH, werden von der Gründerfamilie oder deren Nachfolger geführt. Neben Familienunternehmen dieser Größenklasse werden auch viele andere mittelständige, familiengeführte Unternehmen in Deutschland jährlich an die nächste Generation weitergegeben oder vererbt. Ganz gleich ob bereits eine gezielte Nachfolgeplanung vorliegt oder ein plötzlicher Generationswechsel geschieht, soll das Firmenvermögen in aller Regel bei der Familie verbleiben.
Das Nachfolgemanagement gestaltet sich dabei oft schwierig, denn bei dem Thema Nachfolgeplanung müssen nicht nur die strategischen Ziele und die möglichen Akteure der Unternehmensfortführung gefunden werden, sondern es soll ebenfalls die Harmonie der Familie erhalten bleiben. In einigen Fällen ist kein Familienmitglied bereit dazu oder geeignet, das Unternehmen weiterzuführen. In solchen Fällen gibt es die Möglichkeit, die Fortführung in die Hände eines erfahrenen Managers zu legen. Für die Dauer der Fortführung wird i.d.R. eine Beteiligung am Firmenvermögen angeboten, um dem Manager eine intrinsische Motivation an der erfolgreichen Weiterführung des Familienunternehmens und an der Steigerung des Firmenvermögens, mithin auch seiner eigenen Beteiligung, zu geben.
Durch die Übertragung von Gesellschaftsanteilen wird der externe Manager Teil eines familiengeprägten Gesellschafterkreises. Es stellt sich die Frage, wie diese Übertragung so gestaltet werden kann, dass die Familie weiterhin die Kontrolle über die Anteile behält und nicht umgangen werden kann. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie weit solche Kontrollmaßnahmen ihre Reichweite erstrecken und wie sich die Auslegung solcher Klauseln ändern kann, wenn die Gesellschafter nicht mehr nur aus der Familie als homogene Einheit stammen und persönlich in der Gesellschaft nicht mehr mitarbeiten.
Bei der Entscheidung darüber, ob ein Kurzzitat ein Werk im Sinne des § 2 UrhG darstellt und damit urheberrechtlichen Schutz genießt, ziehen Gerichte oftmals ältere Entscheidungen heran. Die bereits in der Literatur aufgeworfene Frage, ob 30 oder gar 80 Jahre alte Urteile heute überhaupt noch – oder möglicherweise gerade heute wieder – herangezogen werden können und ob bei Kurzzitaten urheberrechtlicher Schutz nach der früheren Rechtslage schneller angenommen werden konnte als nach aktueller Rechtslage und insofern „früher tatsächlich mehr Lametta war“, wird im Rahmen dieser Masterarbeit aufgegriffen werden. Ebenso wird die Frage aufgeworfen, unter welchen Voraussetzungen Kurzzitate am Beispiel des Kurzzitates „Früher war mehr Lametta“ unter Berücksichtigung der Entwicklungen in der Rechtsprechung und der Literatur urheberrechtlich überhaupt schutzfähig sein können und wie sich dies, erläutert für verschiedene Erscheinungsformen, zukünftig in der Praxis auswirkt. Daneben wird aufgezeigt, wie die EU-Rechtsprechung Einfluss auf die deutsche Rechtsprechung genommen hat und welche Auswirkungen bezüglich der Schutzuntergrenze dies derzeit hat und zukünftig haben könnte. Auch, inwieweit Freihaltebedürfnisse in Deutschland und in Europa hierbei eine Rolle spielen, wird im Rahmen der Arbeit untersucht.
Das Kyoto-Protokoll, welches die letzten anderthalb Dekaden für Industrieländer erstmalig völkerrechtlich bindende Emissionsreduktionsziele für Treibhausgase festschrieb, läuft in diesem Jahr aus. Die im internationalen Abkommen entwickelten Klimaschutzin-strumente in Form eines Handels mit Emissionszertifikaten, sowie in Form von Emissi-onsreduktionen mittels Klimaschutzprojekten in Drittländern (Joint Implementation und Clean Development Mechanismus), konnten in der Vergangenheit nicht zum angestrebten Rückgang des weltweiten Treibhausgasausstoßes führen.
Das 2015 beschlossene Klimaabkommen von Paris soll die Regelungen des Kyoto-Protokolls nun ablösen und neue ambitionierte Standards im Klimaschutz setzen, um die Klimaerwärmung langfristig auf maximal 2 °C gegenüber des vorindustriellen Ni-veaus zu beschränken. Die grundlegend veränderten Rahmenbedingungen des Pariser Vertrags, sowie die Erfahrungen mit bisherigen flexiblen Instrumenten der Klimarah-menkonvention der Vereinten Nationen, erschweren aufgrund der hohen Komplexität und teils divergierender Interessenlagen der beteiligten Akteure seit 2015 sowohl die Entwicklung als auch die internationale Einigung auf einen neuen Marktmechanismus.
Die vorliegende Arbeit untersucht auf verschiedenen Ebenen, welche Vor- und Nachteile sich aus dem CDM ergeben haben und wie diese in die Ausgestaltung von Artikel 6 des Pariser Klimaschutzabkommens miteinfließen können. Dabei werden auch die Themen Klimakompensation und Klimaneutralität behandelt, welche zuletzt einen enormen Bedeutungszuwachs verzeichnen konnten und im Privatsektor inzwischen ein eminentes Nachfragepotential bergen. Im Zusammenhang mit den Attraktivitätsfaktoren einer Investition in Projekte, die nachhaltige Entwicklung fördern, werden hierzu auch die möglichen Hintergründe des verstärkten Engagements seitens der Unternehmen diskutiert.
Das theoretische Konzept der Arbeit basiert auf dem Free Rider Problem und den öko-logischen Managementregeln. Der Fokus liegt auf ökologischen Aspekten der Nachhaltigkeit, wobei ebenso ökonomische Komponenten ausschlaggebend sind.
Als ergänzendes Klimaschutzinstrument wird der Handel mit Emissionszertifikaten aufgegriffen, da er in der EU bereits etabliert ist.
Eine der größten Herausforderungen scheint es, wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz zu vereinen und Entwicklungsländern den Weg für eine Industrialisierung bzw. anziehende wirtschaftliche Entwicklung zu ebnen, welche keine nachholenden Ansprüche auf Emissionen stellt, sondern sich innovativ und inklusiv gestaltet. Für die Überwindung dieser derzeit bestehenden Kontroverse, die in engem Zu-sammenhang mit der Diskussion um einen neuen umfassenden Klimaschutzmechanismus steht, werden schließlich Empfehlungen ausgesprochen und ein abschließender Ausblick – auch unter Berücksichtigung der aktuellen Klimaschutzentwicklungen in Fol-ge der weltweiten COVID-19-Pandemie gewährt.
Gabriel Szulanski brachte im Jahr 1996 den Begriff „Sticky Knowledge“ in die Diskussion zum Wissenstransfer ein. Je ‚klebriger‘ Wissen ist, umso schwerer lässt es sich von einem Individuum zum anderen weitergeben. Dennoch erfährt die Wissens-Kommunikation sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis zu geringe Aufmerksamkeit.
Oftmals wird sich auf die Wissensgewinnung und Akkumulation von Wissen fokussiert, ja sogar fixiert. Natürlich sind Gewinnung und Vermehrung von Wissen essenzielle Voraussetzungen, nur könnten diese fast bedeutungslos werden, wenn Wissen nicht in einen reibungslosen, und adressatenorientierten Fluss kommt. Ein herausforderndes, und am meisten unterschätztes Problem im Wissensmanagement ist, das Wissen an die Stellen zu bringen, wo es aktuell gebraucht wird (vgl. Probst et al., 2006).
Die Arbeit durchleuchtet ein bisher wenig erforschtes Teilgebiet des Wissensmanagements. Ursachen und (Aus)Wirkungen des Sticky Knowledge werden fundiert in ihrer jeweiligen Vielfältigkeit betrachtet. In Form von konkreten Handlungsempfehlungen für Organisationen und Individuen wird die Verbindung zwischen Theorie(n) und Praxis hergestellt. Zudem wird eine Begriffs-Definition des Sticky Knowledge hergeleitet.
#Sport #Gesundheit #Digital
(2021)
In ihrem 50. Jubiläumsjahr lud die Technische Universität Kaiserslautern am 26. und 27. November 2020 zu einem Höhepunkt ein: dem Kongress #Sport #Gesundheit #Digital. Für zwei Tage wurden im Rahmen eines Online-Forums gemeinsam die Themenfelder Sport, Gesundheit und Digitalisierung diskutiert. Wir freuen uns sehr, dass die Techniker Krankenkasse die TUK als Ausrichter der Veranstaltung besonders unterstützt hat. #SGD – Der Kongress setzte an der Schnittstelle von Sport, Gesundheit und Digitalisierung an und beleuchtete Chancen und Möglichkeiten, die durch das Zusammenspiel dieser Disziplinen entstehen können. Gleichzeitig wurden Risiken und Herausforderungen der digitalen Entwicklungen in Sport und Gesundheit betrachtet und perspektivisch mit Blick in die Zukunft analysiert. Hochkarätige Beiträge aus Wissenschaft und Praxis aus allen für das Themenspektrum relevanten Fachrichtungen sorgten für ein hohes Maß an Abwechslung und Transfer. Der Kongress richtete sich dabei nicht nur an Personen aus Wissenschaft und Praxis der Bereiche Gesundheitswesen und -management, Medizin und Psychologie. Ebenso angesprochen wurden Übungsleitende und Angehörige aus Hochschulsport und Sportwissenschaft, Studierende und Mitarbeitende aller bezogenen Fachrichtungen sowie alle allgemein interessierten Personen. Der vorliegende Kongressband stellt die Sammlung der Kongressinhalte dar. Neben den schriftlichen Beiträgen lassen sich hier auch Impressionen der Kongresstage und die Vorträge als interaktiv eingebundene Videos finden.
Der Sammelband „(Selbst-)Lernkompetenzen Studierender stärken: Unterstützungsangebote – Beratung – Lernräume“ enthält Beiträge von Akteur:innen an deutschen und österreichischen Hochschulen, die auf der Online-Fachtagung „(Selbst-)Lernunterstützung an Hochschulen – wieso noch mal?“ im Oktober 2020 an der Technischen Universität Kaiserslautern (seit 1.1.2023 Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau) vorgestellt und diskutiert wurden. Ausgerichtet wurde die Tagung vom Projekt „Selbstlernförderung als Grundlage“ (Website: https://www.uni-kl.de/slzprojekt/).
Der Sammelband enthält 26 Beiträge und 18 Poster zu diesen thematischen Schwerpunkten:
I. Übergreifende Überlegungen zur zukunftsfähigen Hochschule
II. (Selbst-)Lernräume – physisch und virtuell
III. Angebote zur Unterstützung von (Selbst-)Lernkompetenzen – fachbezogen oder fächerübergreifend
IV. Beratung – individuell und institutionell.
Didaktische Formate und Unterstützungsstrukturen an deutschen Hochschulen haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten vor dem Hintergrund veränderter gesellschaftlicher Bedarfe, neuer Zielgruppen, didaktischer Impulse und politischer Rahmenbedingungen gewandelt. Auf der Fachtagung ebenso wie im vorliegenden Sammelband präsentieren Vertreter:innen unterschiedlicher Hochschulstandorte ihre theoretischen, empirischen und praktischen Erkenntnisse im Hinblick auf Angebotsgestaltung, Wirksamkeit und Akzeptanz von Maßnahmen zur Stärkung der (Selbst-)Lernkompetenzen Studierender.
Die Beiträge geben einen Einblick in die Konzeption und Durchführung von überfachlichen Unterstützungs- und Beratungsangeboten und in die Gestaltung physischer und virtueller Lernräume für Studierende. So werden vielfältige Good Practices vorgestellt, kritisch diskutiert und hinsichtlich der Tragfähigkeit für die Hochschule der Zukunft reflektiert. Hierbei fließen insbesondere die Erfahrungen ein, die im Zuge der Covid-19-Pandemie und der (zeitweisen) Umstellung in den Online- und -Hybrid-Modus an den Hochschulen gemacht wurden. In ihre Ausarbeitung der Beiträge für den vorliegenden Sammelband haben die Autor:innen die neueren Erfahrungswerte aus dem Zeitraum Sommersemester 2020 bis Wintersemester 2021/22 eingearbeitet. Das Zukunftspotenzial der Angebote für Studierende in der Zeit während der Pandemie und in der Zeit des Pandemie-Nachklangs im „New Normal“-Betrieb wird somit kritisch beleuchtet. Dies wird gerahmt durch übergreifende, pädagogische und hochschulstrategische Betrachtungen zum Thema „zukunftsfähige Hochschule“.
Der Sammelband wird herausgegeben von Monika Haberer (Geschäftsführerin des Zentrums für Innovation und Digitalisierung in Studium und Lehre, ZIDiS), Dr. Dorit Günther und Janina Köhler (wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des ZIDiS). Website: zidis.rptu.de/
Wissenschaftliche Evidenz zum Thema "(Un-)Wirksamkeit von Strafe" wird in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. In der vorliegenden Arbeit wird vermutet, dass es bei der Rezeption zu motivierten Verzerrungen, genauer gesagt, zu einer Bedrohung der moralischen Wertvorstellungen kommt, infolgedessen wissenschaftliche Erkenntnisse diskreditiert und abgelehnt werden. Hierfür wurde zunächst die moralische Begründung von persönlichen Strafeinstellungen systematisch untersucht. Dabei zeigte sich, dass eine deliktspezifische (nach Kriminalitätsbereichen aufgeteilte) Betrachtung erforderlich ist. Regressionsanalysen konnten die qualitativen Unterschiede hinsichtlich der zugrundeliegenden Wertvorstellungen belegen. Die Art und Weise der Operationalisierung erwies sich hierbei als entscheidend für den "moralischen Gehalt" der individuellen Strafeinstellung.
Eine Bedrohung moralischer Wertvorstellungen durch einen wissenschaftlichen Artikel, der sich gegen die Wirksamkeit von harten Strafen (deliktspezifisch) ausspricht, konnte nicht nachgewiesen werden. Weitere Moderationsanalysen offenbarten jedoch unabhängig von den persönlichen Wertvorstellungen eine motivierte Verzerrung bei der Rezeption des Artikels: TeilnehmerInnen, die an die Wirksamkeit von Strafe glaubten, bewerteten einen Artikel, der dies widerlegte, schlechter als diejenigen, die einen Artikel lasen, der dies bestätigte. Diese Verzerrungen liegen jedoch nicht in einer moralischen Bedrohung begründet, sondern lassen sich vielmehr als Strategie zur Auflösung von Dissonanz bei Konfrontation mit einstellungsinkonsistenten Inhalten verstehen. Kern des Problems sind offenbar nicht die untersuchten persönlichen Wertvorstellungen und deren Bedrohung, sondern das hohe Ausmaß der Diskrepanz zwischen öffentlicher und wissenschaftlicher Meinung. Diese Erkenntnis ist insofern von Bedeutung, als dass sie ein Bewusstsein für die Gefahren (z.B. eines Bumerang-Effekts) bei der Kommunikation der Inhalte schafft.
Insgesamt betrachtet tragen die Ergebnisse zu einem tieferen Verständnis persönlicher Strafeinstellungen bei und liefern Ansatzpunkte für die Entwicklung von Strategien zur überzeugenden Kommunikation kriminologischer Erkenntnisse bezüglich der Sinnhaftigkeit von Strafe.
III/V semiconductor quantum dots (QD) are in the focus of optoelectronics research for about 25 years now. Most of the work
has been done on InAs QD on GaAs substrate. But, e.g., Ga(As)Sb (antimonide) QD on GaAs substrate/buffer have also gained
attention for the last 12 years.There is a scientific dispute on whether there is a wetting layer before antimonide QD formation, as
commonly expected for Stransky-Krastanov growth, or not. Usually ex situ photoluminescence (PL) and atomic force microscope
(AFM) measurements are performed to resolve similar issues. In this contribution, we show that reflectance anisotropy/difference
spectroscopy (RAS/RDS) can be used for the same purpose as an in situ, real-time monitoring technique. It can be employed not
only to identify QD growth via a distinct RAS spectrum, but also to get information on the existence of a wetting layer and its
thickness. The data suggest that for antimonide QD growth the wetting layer has a thickness of 1 ML (one monolayer) only.
Riesling wird neben seiner mannigfaltigen Variabilität im Aromaprofil, das unter anderem durch die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit entsteht, vor allem in Deutschland auch wegen seiner Kältetoleranz und Anpassungsfähigkeit geschätzt. Er gilt zudem auch als alterungsfähiger Wein, allerdings kommt es bei zu starker Sonnenexposition der Rebe und langer bzw. warmer Lagerung vermehrt zur Bildung von 1,1,6-Trimethyl-1,2-dihydronaphthalin (TDN). Dieser von Carotinoiden abstammende Aromastoff verursacht die sogenannte „Petrolnote“, die vor allem in wärmeren Anbauregionen zum sortentypischen Bukett des Rieslings gehört. Deutsche Rieslingweine zeichnen sich dagegen überwiegend durch einen säurebetonten, fruchtigen Charakter aus, bei dem das Auftreten einer Petrolnote vor allem im Fall von Jungweinen als unpassende Fehlnote empfunden wird.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war deswegen, die sensorische Relevanz von TDN zu evaluieren und Maßnahmen zu realisieren, die geeignet sind, die Konzentrationen an freiem und gebundenem TDN zu verringern und dadurch das Auftreten der Petrolnote zu vermeiden.
Dafür wurde zunächst in Kapitel 6.1 die Empfindlichkeit von Verbrauchern und geschulten Prüfern gegenüber TDN sowie die Konzentration bestimmt, ab der die Petrolnote zu einer Ablehnung des Weins durch Verbraucher führt. Während geschulte Prüfer Rieslingweine bereits ab einem TDN-Gehalt von 2,3 µg/L unterscheiden konnten, lag die Wahrnehmungsschwelle von 156 Verbrauchern mit 14,7 µg/L um ein Mehrfaches darüber, und wurde außerdem durch das Geschlecht der Probanden beeinflusst. Die Petrolnote führte ab TDN-Gehalten von 60 µg/L bei einjährigem und 91 µg/L bei achtjährigem Riesling zur Ablehnung des Weins. Die Konzentration an freiem TDN in 261 Rieslingweinen aus drei verschiedenen Weinwettbewerben überstieg bei rund der Hälfte der Weine die Wahrnehmungsschwelle von geschulten Prüfern, während die Wahrnehmungsschwelle von Verbrauchern nur von 15% der Weine überschritten wurde. Gleichzeitig lag bei keinem der Weine der TDN-Gehalt über der Ablehnungsschwelle.
Durch die Evaluierung der instrumentellen Analyseparameter in Kapitel 6.2 wurde für die Untersuchung von freiem TDN und weiteren Aromastoffen eine Methode entwickelt, die es ermöglicht, nicht nur die TDN-Konzentrationen zu erfassen, sondern auch eine umfassende Qualitätsbewertung der Versuchsweine durchzuführen. Parallel dazu wurde eine Schnellmethode zur Erfassung der Gehalte an gebundenem TDN und Vitispiran implementiert, um auch die Effektivität der in dieser Arbeit durchgeführten weinbaulichen und oenologischen Praktiken im Hinblick auf das TDN-Potential zu beurteilen.
Kapitel 6.3 und 6.4 beschreiben weinbauliche Maßnahmen, die in mehrjährigen Studien auf ihre Eignung zur Reduzierung der TDN-Konzentration untersucht wurden. Während bei den Weinen, die aus Beeren unterschiedlicher Größe hergestellt wurden, keine signifikanten Unterschiede über die Jahrgänge hinweg beobachtet wurden, konnte durch die Variation der Rebunterlagen der Gehalt an gebundenem TDN um rund 30% reduziert werden. Ausgangspunkt einer weiteren Versuchsreihe waren acht verschiedene Rieslingklone auf derselben Unterlage, welche anschließend auf ihren TDN Gehalt untersucht wurden. Dabei wurden deutliche Differenzen in der Disposition einiger Klone zu höheren Gehalten an gebundenem TDN festgestellt. Hier ergab sich eine positive Korrelation zwischen der Lockerbeerigkeit der Trauben und der Menge an gebundenem TDN in den produzierten Weinen – je kompakter die Traube, desto weniger gebundenes TDN und gebundenes Vitispiran wurde gebildet. Die höhere Sonnenexposition der Beeren, die diesen Effekt hervorruft, beeinflusste auch die Gehalte an gebundenem TDN und Vitispiran in Weinen, die von Reben geerntet wurden, welche zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in variierender Intensität entblättert wurden. Dabei führt sowohl eine maximale Entblätterung in der Traubenzone wie auch die Laubentfernung einen Monat nach der Blüte zu einer Erhöhung der Konzentration an gebundenem TDN und Vitispiran von rund 50%. Entblätterungsmaßnahmen zur Blüte oder zur Véraison, die der Regulierung der Erntemenge und der Traubengesundheit dienen, führten dagegen zu keinem Anstieg im Vergleich zur nicht-entblätterten Kontrolle.
Wie in Kapitel 6.5 ausgeführt wird, resultiert ein hoher Pressdruck beim Keltern sowie ein niedriger Stickstoffgehalt des Mosts in einer Zunahme des gebundenen TDN von 50 100%. Höhere Säuregehalte während der Lagerung verursachten in mehreren Versuchsreihen nicht nur eine höhere Freisetzungsrate von TDN, sondern auch einen verstärkten Abbau anderer Aromastoffe wie Ester, β-Damascenon oder Linalool. Dagegen hatte ein niedriger pH-Wert während der Gärung kaum Einfluss auf den Hefemetabolismus und die dadurch gebildeten Aromastoffe. Die Erhöhung der Gärtemperatur von 12 auf 24 °C hatte jedoch eine Zunahme von honig- oder petrolartigen Noten in den Rieslingweinen zur Folge. Die Verwendung unterschiedlicher Hefestämme führte zu einer Variation der Konzentrationen an gebundenem TDN zwischen 70 und 147 µg/L, abhängig vom Hefestamm und dem Jahrgang. Zwei der untersuchten neun Hefen brachten Weine mit bis zu 40% geringeren Gehalten an gebundenem TDN in Mosten mit hohem Stickstoffgehalt hervor, während drei weitere Hefen besser für den Einsatz in nährstoffarmen Most geeignet waren. Bei der Lagerung der Weine spielte die Lagertemperatur eine entscheidende Rolle in Bezug auf den Gehalt an freiem TDN, gefolgt vom Material des Flaschenverschlusses und der Flaschenorientierung.
Mittels geeigneter Filtermaterialien, die in Kapitel 7 beschrieben sind, wurde der Gehalt an freiem Wein um bis zu 80% reduziert, ohne die meisten der anderen Aromastoffe signifikant zu beeinflussen.
Somit wurde durch diese Arbeit ein vielfältiger Maßnahmenkatalog für die Weinwirtschaft entwickelt, der geeignet ist, den Anforderungen des fortschreitenden Klimawandels entgegenzutreten und die herausragende Position des Rieslings in Deutschland zu sichern.