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Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung neuartiger Anionenrezeptoren auf Basis von Cyclopeptiden und Bis(cyclopeptiden). Besonderer Augenmerk sollte hierbei auch auf der Verbesserung der synthetischen Zugänglichkeit dieser Rezeptoren liegen.
Gemeinsamer Baustein der verwendeten Cyclopeptide sind Dipeptide aus Boc-L-Hydroxy-prolin und geschützten Aminopicolinsäureuntereinheiten. Konventionell wird deren Synthese durch Einsatz von Kupplungsreagenzien realisiert. Aufgrund der Elektronenarmut der Amino-picolinsäureeinheit muss hierbei PyCloP als Kupplungsreagenz eingesetzt werden, welches vergleichsweise teuer ist. Außerdem kann es bei dieser Reaktionsführung zur Epimerisierung der chiralen Aminosäure kommen, so dass bei dieser Reaktion Optimierungsbedarf besteht. Durch Anwendung der Goldberg-Amidierung konnte ich die Effizienz der Dipeptidsynthese durch Einsatz günstiger Reagenzien sowie kommerziell erhältlicher Edukte steigern. Außerdem besteht bei dieser Reaktion keine Gefahr der Racemisierung.
In meiner Arbeit beschäftigte ich mich darüber hinaus mit der Synthese einer molekularen Kapsel auf Basis thiol-haltiger Cyclopeptide. Dieses dreifach verbrückte Bis(cyclopeptid) wird dabei mit Hilfe der dynamischen kombinatorischen Chemie unter Verwendung des Disulfidaustausches als reversibler Reaktion synthetisiert. Mir ist es gelungen, durch systematische Optimierung der Reaktionsbedingungen die Produktbildung positiv zu beeinflussen und die Aufarbeitung zu vereinfachen. Allerdings kam es bei der Isolierung des Bis(cyclopeptids) zu einer Oxidation der Disulfidbrücken, so dass das Produkt nicht analysenrein erhalten werden konnte.
Während meiner Arbeiten ist es mir ebenfalls gelungen, einen Zugang zu funktionalisierten Cyclopeptiden zu entwickeln. Dabei zeigte sich, dass die Einführung von Substituenten in den Prolineinheiten nach Aufbau des Cyclopeptids erfolgen muss. Das so erhaltene Cyclopeptid mit drei β-Alanin-Seitenketten trägt Ammoniumgruppen in der Peripherie. Mit Hilfe von pH-abhängigen potentiometrischen Titrationen konnten drei Protonierungskonstanten ermittelt werden. Diese zeigen, dass bei pH 7 immer noch 95 % der Moleküle vollständig protoniert sind. Dieses Cyclopeptid zeigte bezüglich der Anionenbindung einzigartige Eigenschaften So bindet es in gepufferten wässrigen Medien Sulfatanionen mit hoher Affinität, was mittels Massenspektrometrie, NMR-Spektroskopie und isothermer Titrationskalorimetrie nach-gewiesen werden konnte. Die Sulfatbindung konnte darüber hinaus nicht nur in Essigsäure-/Acetat-Puffer sondern auch in reinem Phosphat-Puffer bei verschiedenen pH-Werten nachgewiesen werden. Damit wurde mit diesem Cyclopeptid ein effizienter Sulfatrezeptor entwickelt, der selektiv Sulfatanionen in Wasser zu binden vermag. Es zeigte sich, dass die Kombination der Anionenbindungsstelle des Cyclopeptids mit peripheren funktionellen Gruppen, die sich spezifisch an der Gastbindung beteiligen, eine geeignete Strategie darstellt, die Löslichkeits- und Bindungseigenschaften solcher Cyclopeptide gezielt zu verbessern.
Gegenstand der vorliegenden Arbeit war die Entwicklung neuartiger molekularer Kapseln auf Basis von verbrückten Bis(cyclopeptiden) und die Untersuchung ihrer Anionenaffinität in wässrigen Lösungsmittelgemischen. Als Reaktionen zur Verbrückung der Cyclopeptidringe wurden die Olefinmetathese und die 1,3-dipolare Cycloaddition von Alkinen und Aziden (Click-Reaktion) verwendet, die unter thermodynamischer bzw. kinetischer Kontrolle verlaufen. Neben den dreifach verbrückten Kapseln wurden ebenso die analogen Bis(cyclopeptide) mit nur einem Linker synthetisiert und untersucht. Die Charakterisierung der Bindungseigenschaften dieser Verbindungen hinsichtlich der Komplexierung verschiedener anorganischer Anionen erfolgte mittels Massenspektrometrie, NMR-Spektroskopie und isothermer Titrationskalorimetrie. Alle untersuchten Verbindungen bilden 1:1 Komplexe mit den Anionen, indem sie diese in ihrem Hohlraum über Wasserstoffbrücken binden. Allerdings hat die Anzahl der Linker einen bedeutenden Einfluss auf das Bindungsverhalten der Bis(cyclopeptide). Im Gegensatz zu den neuen, sowie bereits bekannten, einfach verbrückten Bis(cyclopeptiden), verläuft die Komplexierung von Sulfat durch die molekulare Kapsel mit drei Triazollinkern endotherm. Der ungünstige enthalpische Beitrag zur Bindung wird von einem sehr günstigen entropischen Beitrag überkompensiert, was zu einer im Vergleich höheren Sulfataffinität führt. Die Ursache dieses unerwarteten Bindungsverhaltens liegt vor allem an einer schlechten Vororganisation der Kapsel. Ein weiterer großer Unterschied zwischen den einfach und dreifach verbrückten Bis(cyclopeptiden) liegt in der unterschiedlichen Kinetik bei der Sulfatkomplexierung. Durch die Erhöhung der Anzahl der Linker reduziert sich die Geschwindigkeit von Komplexierung und Dekomplexierung deutlich. Diese Untersuchungen lieferten neue Erkenntnisse, wie sich strukturelle Veränderungen auf das Rezeptorverhalten derartiger Systeme auswirken.