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Der Flächennutzungsplan ist das zentrale Instrument der Gesamtplanung auf der gesamtstädtischen Ebene und kann gleichzeitig als Paradebeispiel für den – angesichts der in der Praxis zu lösenden Probleme nicht gerechtfertigten – Bedeutungsverlust formeller Pläne herangezogen werden. Mit der Bewältigung aktueller Herausforderungen der Stadtentwicklung konfrontiert, werden vor allem die seiner Aufstellung dienenden, zu langwierigen Verfahren und seine zu starren, Unsicherheiten in der tatsächlichen Entwicklung ungenügend berücksichtigenden Inhalte kritisiert. Folglich muss nach Möglichkeiten einer Weiterentwicklung des formellen Instrumentariums gesucht werden. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden einige punktuelle Anpassungen im Modell des Flächennutzungsplanes vorgenommen. Des Weiteren sind Entwicklungen im benachbarten europäischen Ausland beachtenswert: Der im englischen Planungssystem neu eingeführte Local Development Framework soll sich durch Flexibilität und Modularität bei gleichzeitiger Stärkung der strategischen Steuerungswirkung seiner Inhalte auszeichnen. An einer systematischen Untersuchung der Erfordernisse, Potenziale und Grenzen einer Weiterentwicklung des Modells des Flächennutzungsplanes fehlt es bislang. Damit ein zukünftiges Modell die ihm zugedachten Wirkungen entfalten kann, ist zudem eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem vorherrschenden Verständnis von gesamtstädtischer Planung und ihren Ergebnissen erforderlich. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit, das Modell des Flächennutzungsplanes systematisch abzuleiten und zu untersuchen, um es anschließend mit dem Ziel einer Erhöhung der Steuerungskraft der Inhalte des gesamtstädtischen Planes weiterentwickeln zu können. Hierbei fließen die Erkenntnisse aus einer Betrachtung des Local Development Framework mit ein. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass trotz zahlreicher Anpassungen des Modells des Flächennutzungsplanes einige Charakteristika aus dessen Anfangszeit erhalten geblieben sind, die als nicht mehr angemessen bezeichnet werden müssen. Zu den Hauptschwächen des gegenwärtigen Modells zählen sein statischer Charakter und die unzureichende Berücksichtigung der Prozesshaftigkeit von Stadtentwicklung inklusive der Auseinandersetzung mit potenziellen Entwicklungsalternativen. Die Beschäftigung mit dem Local Development Framework zeigt, dass von einer Übertragbarkeit von Elementen auf das deutsche System auszugehen ist. Die erarbeiteten Vorschläge zu den Anpassungen am Modell des Flächennutzungsplanes eröffnen insgesamt die Möglichkeit, den Flächennutzungsplan zum modularen, dynamischen und strategischen Instrument gesamtstädtischer Planung weiterzuentwickeln. Im Fokus der Anpassungen stehen die neue Gesamtstruktur als Portfolio aus zeichnerischen und textlichen, formellen und informellen Bestandteilen, die Integration des Faktors „Zeit“ sowie sonstiger strategischer Aspekte von Stadtentwicklung – begleitet von einem neuen Verständnis vom Ergebnis gesamtstädtischer Planung, nach dem der Flächennutzungsplan nicht mehr als der eine Plan das kanonische Endprodukt darstellt, sondern kontinuierlich und mit seinen diversen Bestandteilen überprüft und fortentwickelt wird.
Stadtentwicklungsplanung erfährt in Mittelstädten im Strukturwandel und Schrumpfungsprozess einen Bedeu-tungszuwachs. Die Renaissance einer umfassenderen integrierten Entwicklungsplanung durch die Programme „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau-West“ führt dazu, dass ressortübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Kommunalverwaltung einer Steuerung durch die Stadtentwicklungsplanung bedarf. Die Aufgabe der Erstellung integrativer Konzepte, der Beobachtung von Entwicklungsprozessen, der Schaffung von Ämternetzwerken und besonderer Organisationsformen außerhalb der Hierarchie im Rahmen des Projektmanagements, die Aktivierung der Bürgerschaft und neue Formen der Zusammenarbeit mit wirtschaftlichen Akteuren erfordern eine stärkere Einbeziehung der Stadtentwicklungsplanung in die strategische Verantwortung im Rahmen des Neuen Steuerungsmodells. Schrumpfende Städte bedürfen einer verstärkten Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen an einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Die kommunale Finanznotlage und ein verstärktes Demokratiebedürfnis führen zu einer Forderung nach einer aktiven Bürgerkommune, die Teilbereiche des öffentlichen Lebens übernimmt. Der Wandel im Selbstverständnis der Verwaltung vom government zur governance ist untrennbar verbunden mit einer verstärkten Einbeziehung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure in die Stadtentwicklung und führt zu einem neuen Rollenverständnis der Stadtentwicklungsplanung. Die vergangenen Anforderungen der Industriegesellschaft unterscheiden sich von den aktuellen Anforderungen der Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft an die städtische Infrastruktur und Gesellschaft. Nachhaltigkeit einer neu zu erarbeitenden Stadtentwicklungsstrategie kann daher nur erzeugt werden, wenn die Änderungsprozesse erfasst und in das Anforderungsprofil der Stadtentwicklung miteinbezogen werden. Zusammen mit den Forderungen nach mehr Partizipation und Kommunikation folgt daraus für die Raumplanung, dass nicht nur ein verantwortungsvoller und handwerklich genauer Einsatz der ingenieurwissenschaftlichen Methoden und Instrumente gefragt ist, sondern auch im verstärkten Maße eine soziale und kommunikative Kompetenz der Planerinnen und Planer gefordert ist. Vor dem Hintergrund der aktuellen Schrumpfungsprozesse und dem Wandel der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft wird dem in der wissenschaftlichen Diskussion teilweise in Frage gestellten Leitbild der Europäischen Stadt eine neue Bedeutung zugemessen. Indem die Kernstädte Infrastruktur-leistungen bündeln, ein größeres Angebot für verschiedene Lebensstile zulassen und als Kommunikations- und Knotenpunkt für neue Akteure in der Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft dienen, wächst wieder die Be-deutung der Kernstädte im Verhältnis zu den Umlandgemeinden. Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine nachhaltige zukunftsorientierte Urban Governance geprägt ist von einer kommunalen Kooperations- und Kommunikationsstruktur, in der Politik, Verwaltung – und hier insbeson-dere die Stadtentwicklungsplanung- gemeinsam mit den Akteuren aus Bürgerschaft und Wirtschaft tragfähige Visionen entwickeln, Ziele und Maßnahmen formulieren und gemeinsam realisieren.
In anderen Bereichen bereits seit längerer Zeit bekannt und erprobt, hat die Zertifizierung
mit den neusten Ansätzen der Auszeichnung von Stadtquartieren nun auch die Aufgabenfelder
der Stadtplanung erreicht. Mit zunehmender Abkehr von der imperativen Planung
hin zu kooperativen Handlungsweisen in der Planung und Umsetzung städtebaulicher
Projekte und Maßnahmen verändern sich die Austauschbeziehungen der beteiligten
privaten und öffentlichen Akteure. Dies geschieht in einer Form, in der das private gewinnorientierte Handeln und die Implementierung von Instrumenten, die der Effizienzsteigerung
der Transaktionen dienen, zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Wandel der
Organisationsformen in einzelnen Bereichen der Stadtentwicklung, speziell im Rahmen der
vorhabenbezogenen Planung und der städtebaulichen Projektentwicklung, führt zu einer
Vielzahl an Anlässen für den Einsatz von Zertifizierungssystemen und -verfahren.
Zielsetzung der Arbeit ist es, modellhaft instrumentelle und organisatorische Ausgestaltungsformen
der Zertifizierung im Rahmen der Planung und Umsetzung städtebaulicher
Projekte und Maßnahmen aufzuzeigen sowie Implementationsformen und -grenzen in
Bezug auf informelle und formelle Prozesse der Planung und Umsetzung zu bestimmen.
Um die Analyse sowie die Übertragung der Zertifizierung auf die spezifischen Bereiche der
Stadtplanung und Stadtentwicklung durchzuführen, erfolgt eine theoriegeleitete Untersuchung
über mehrere wissenschaftliche Disziplinen hinweg. In der Arbeit wird insbesondere
auf die Theorien der Neuen Institutionenökonomie zurückgegriffen. Die Theorie der
Verfügungsrechte, die Prinzipal-Agent-Theorie und die Transaktionskostentheorie dienen
als Grundlage zur Erklärung der Zielsetzungen, Interventionslogiken und Mechanismen von
Zertifizierung in ökonomischen Austauschbeziehungen. Die Steuerungstheorie dient der
Einordnung der Zertifizierung als Steuerungsinstrument und der Erklärung der steuerungsinstrumentellen Absichten einer Zertifizierung.
Die im Rahmen der Planung und Umsetzung städtebaulicher Projekte und Maßnahmen
relevanten Faktoren der Qualitätsunsicherheit, des opportunistischen Verhalten und der
Spezifität der Transaktionen wurden hinsichtlich ihrer zentralen Rolle dargelegt und
berücksichtigt. Zielkonflikte und Informationsasymmetrien in den Austauschbeziehungen
der vielfältigen an der Planung und Umsetzung der städtebaulichen Projekte und Maßnahmen
Beteiligten wurden analysiert und als Anlass der Zertifizierung identifiziert.
Im Ergebnis werden Empfehlungen und differenzierte Modellvariationen für die institutionelle
Ausgestaltung von Systemen und Verfahren der Zertifizierung im Rahmen der Planung
und Umsetzung städtebaulicher Projekte und Maßnahmen auf Stadtquartiersebene
abgeleitet und die Grenzen und Prämissen der Zertifizierung dargelegt.
Durch Modelle werden komplexe Zusammenhänge der Realität vereinfacht beschrieben. Die Frage, wie räumliche Objekte und Beziehungen vereinfacht werden, ist Gegenstand der Geomodellierung. Teil B der vorliegenden Arbeit gibt eine Ein-führung in Modelltypen und Methoden der Geomodellierung in den beiden Anwen-dungsdisziplinen Stadtplanung und Immobilienwirtschaft. Teil C fokussiert auf ein konkretes Anwendungsfeld der Geomodellierung: Behandelt wird die Modellierung von Angebot und Nachfrage sowie von Preisen und Leerständen auf Büroflächen-märkten. Teil D zeigt die Anwendung der Geomodellierung in der Büromarktanalyse anhand einer exemplarischen Geoinformationssystem-gestützten Fallstudie in Stuttgart. Geomodellierung greift dabei sowohl auf die Modellierung geometrischer Daten unter Rückgriff auf Städtebau, Geodäsie und Computergrafik zurück, als auch auf eine in der Tradition von Stadt- und Regionalökonomie stehende quantitative Mo-dellierung von (räumlichen) Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Eine zentrale These der Arbeit besteht darin, dass diese beiden Modellierungsansätze sich zunehmend ineinander integrieren. Geoinformationssysteme bilden ein wichtiges Werkzeug zur parallelen Bearbeitung sowohl der graphischen als auch der alphanumerischen Datengrundlagen für Anwendungsfälle. Dabei müssen jedoch aktuelle technische Entwicklungen im geometrischen Bereich (3D-Stadtmodelle, nutzergenerierte Geodaten, Web-GIS), die umfangreiche wissenschaftliche Tradition der räumlichen-quantitativen Modelle von den systemdynamischen Modellen der sechziger Jahren bis zur Stadtsimulation von heute sowie neuere Erkenntnisse im Bereich der räumlichen Ökonometrie berücksichtigt werden. Die Bedeutung dieser Methoden und Werkzeuge der Geomodeliierung wird für verschiedene Anwendungsfelder in Stadtplanung und Immobilienwirtschaft diskutiert. Die Büromarktmodellierung als Anwendungsfeld der Geomodellierung kann sowohl auf planerisch-räumlich geprägte Ansätze zur Bedarfsprognose als auch auf öko-nometrische Ansätze zur dynamischen Modellierung von Büromarktzyklen zurückgreifen. Räumlich-ökonometrisch arbeitet das hedonische Preismodell zur regressionsanalytischen Bestimmung bspw. von Mieten, welches sich auch zur Abschätzung von Leerstandswahrscheinlichkeiten verwenden lässt. Es ist allerdings rein statisch. Um räumliche und dynamische Modelle auch in der Büromarktanalyse anwendbar zu machen, greift die Arbeit nach Darstellung der genannten Ansätze auf die Modelle der Stadtsimulation zurück und überträgt diese auf den Markt für Büroflächen. Die Anwendung der Modelle wird für private und öffentliche Akteure auf dem Büroflächenmarkt diskutiert. Die Anwendung der Modelle erfolgt exemplarisch in einer Fallstudie des Büroflächenmarktes der Stadt Stuttgart. Die Vorteile Stuttgarts liegen in der Verfügbarkeit umfangreicher Mikrodaten (Gebäudebestand, Umzugsdatensample). Zudem ist Stuttgart groß genug, um ein interessanter Büroflächenmarkt zu sein, aber wieder-um angesichts der Branchenstruktur repräsentativ genug, um auch als Vorbilduntersuchung für andere Städte gelten zu können. Als beschreibende Variable für die Schätzgleichungen werden durch den Einsatz des Geoinformationssystems Arc-View Bürogebäude und umziehende Nutzer durch Gebäude-, Lage- und Umfeld-eigenschaften beschrieben. Ein Mehrgleichungs-Marktzyklen-Modell, das hedonische Preismodell, die Übertragung des hedonischen Preismodells auf die Leer-standswahrscheinlichkeit sowie die Mikrosimulation werden abschließend für Stutt-gart ökonometrisch geschätzt und die Ergebnisse diskutiert.