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Die Probleme die der demographische Wandel und der damit einhergehende Rückgang der
Bevölkerung in Deutschland auslöst, werden seit Beginn der 2000er in zahllosen
wissenschaftlichen Untersuchungen thematisiert. In Deutschland führt diese Entwicklung in
einigen Teilen des Landes unter anderem zu einem Phänomen das im Allgemeinen als
Stadtschrumpfung bezeichnet wird. Da die zugrundeliegenden Bevölkerungsverluste jedoch
nicht auf einzelne Städte begrenzt sind, sondern im Gegenteil ganze Regionen – inkl. der
urbanen Zentren – betroffen sind, sind für große Teile der in diesen Regionen lebenden
Bevölkerung negative Auswirkungen in Bezug auf die Daseinsvorsorge zu erwarten.
Die flächendeckende Ausprägung dieser Bevölkerungsverluste sind in diesem Ausmaß durch
einzelne kommunale Aktivitäten kaum zu bewältigen. Insbesondere vor dem Hintergrund der
interkommunalen Konkurrenz erscheint eine regional abgestimmte Vorgehensweise unter
Federführung oder zumindest Beteiligung der Regionalplanung notwendig. Zugleich erfordern
die gesellschaftlichen Bedürfnisse nach Transparenz und Mitwirkung eine stärkere
Fokussierung auf kommunikative und partizipative Ansätze in der räumlichen Planung.
Anhand einer vergleichenden Analyse wird, auf Grundlage eines Evaluierungsrasters,
untersucht welche Potenziale regionale Beteiligungsverfahren, auch unter Einbezug einer
breiteren Öffentlichkeit, für schrumpfende Regionen bieten.
Die Analyse der Mitwirkungsprozesse in Birkenfeld und Coburg bestätigt einmal mehr die
Schwierigkeiten in der vergleichenden Forschung. Trotz ähnlicher Ausgangsbedingungen und
Zielsetzungen sind sowohl die Struktur der Prozesse als auch die Ergebnisse in der eigenen
Wahrnehmung unterschiedlich zu bewerten.
Während governance Prozesse, ergänzt durch Informationsveranstaltungen oder andere in
ihren Mitwirkungsmöglichkeiten begrenzte Formate, für die Mehrzahl der Planungen
ausreichen dürfte bieten sich Aufwendigere Verfahren für die genannten Anlässe an.
Letztendlich bleiben ja auch in institutionell organisierten und vergleichsweise klar
strukturierten regional governance Prozessen die gesetzlich vorgeschriebenen
Beteiligungsmöglichkeiten erhalten, auch wenn sie die Bevölkerung vermutlich weniger
mobilisieren. Auf der anderen Seite sind regionale Mitwirkungsprozesse wahrscheinlich in
ihrer Struktur chaotischer, vor allem aber in Bezug auf die tatsächliche Umsetzung der
erarbeiteten Lösungsansätze unsicherer.
Demographischer Wandel und Daseinsvorsorge - Auswirkungen kommunaler Angebote auf die Wohnortwahl
(2011)
Mit dem demographischen Wandel ist innerhalb der nächsten Jahrzehnte ein zunehmender Rückgang der Bevölkerungszahl bei gleichzeitigem Ansteigen des Durchschnittsalters der Gesamtbevölkerung verbunden. Insbesondere der Rückgang der Bevölkerungszahl wird sich v.a. aufgrund von Migrationsbewegungen regional mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität vollziehen. Bei einer sich wandelnden Bevölkerungsstruktur und einem ansteigenden Durchschnittsalter verändern sich auch die Anforderungen an die infrastrukturelle Ausstattung. Dies liegt auf der Hand: So benötigt eine alternde Bevölkerung mehr seniorengerechte Einrichtungen, dafür aber weniger Kindergärten und Schulen. Gleichzeitig bedeutet der Rückgang der Bevölkerungszahl eine niedrigere Auslastung und damit eine geringere Tragfähigkeit jeglicher Infrastrukturen. Kostensteigerungen sind zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit damit nahezu unumgänglich. Es wird infolgedessen zukünftig verstärkt zu einem Wettbewerb der Kommunen um Einwohner (= Infrastrukturnutzer) kommen. Dabei dürften Familien mit Kindern eine besondere Schlüsselposition einnehmen. Häufig wird – insbesondere aus kommunalpolitischer Sicht – befürchtet, dass gerade diese Bevölkerungsgruppen nicht mehr zuziehen und sogar fortziehen würden, sobald Kindergärten und Schulen aufgrund sinkender Auslastungszahlen geschlossen werden müssen.
Vor diesem Hintergrund klärt die vorliegende Arbeit die Frage, ob örtlich betrachtet ein Zusammenhang zwischen der Breite und Qualität der vorgehaltenen Leistungen öffentlicher Daseinsvorsorge einerseits und der Migrationsbilanz andererseits besteht. In der Arbeit wird darüber hinaus analysiert, inwiefern sich Zuziehende bereits zum Zeitpunkt des Zuzugs mit der heutigen Infrastrukturausstattung ihres Wohnorts auseinandersetzen und ob die Zukunftsfähigkeit der gegenwärtig vorhandenen Daseinsvorsorgeangebote bei der Wohnortwahl vor dem Hintergrund der demographischen Situation eine zentrale Rolle bei dieser Entscheidung spielt.
Als Untersuchungsraum wurde die Region Westmittelfranken in Bayern gewählt. Einerseits wird für Westmittelfranken in den Bevölkerungsprognosen eine quantitativ rückläufige Entwicklung prognostiziert (Geburtendefizit wird durch Zuwanderung nicht ausgeglichen) und andererseits kann hier aufgrund der bayernweit niedrigsten Bevölkerungsdichte die öffentliche Hand bei der Bereitstellung von zentral vorgehaltener Punktinfrastruktur aus Erreichbarkeitserwägungen heraus weit weniger flexibel auf Verschiebungen in der Altersstruktur reagieren als sie dazu in einem Ballungsraum in der Lage wäre. Mittels der Auswertung einer empirischen Befragung Zugezogener ist eine Aussage darüber möglich, inwiefern Aspekte der demographischen Struktur und Entwicklung in der Zuzugsgemeinde, der Ausstattung mit Einrichtungen der Daseinsvorsorge sowie deren Zukunftsfähigkeit eine Basis für die individuelle Entscheidung zum Zuzug boten und inwiefern bei potenziellen Schließungen von Infrastruktureinrichtungen tatsächlich der befürchtete »Exodus« in Form von Fortzügen droht.
Abschließend sind die gewonnenen Erkenntnisse zur Formulierung von Handlungsempfehlungen für die Raumordnung, Regional- und Kommunalentwicklung auf Landes-, Regions- und kommunaler Ebene herangezogen.