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Für alle Organismen ist es wichtig, sich gegen das Eindringen exogener DNA bzw. RNA wie z.B. Viren oder transposablen Elementen zur Wehr zu setzen um die Integrität ihres eigenen Genoms zu bewahren. Zudem müssen innerhalb eines Organismus oft ganze Genfamilien reguliert werden. Die RNA-Interferenz stellt ein optimales Mittel sowohl für die Abwehr exogener Nukleinsäuren, als auch für die Regulierung endogener Gene dazu bereit. Das Herzstück der RNAi stellen kleine regulatorische siRNAs dar, die Homologie-abhängig Reaktionen in einer Zelle hervorrufen können, wie z.B. das transkriptionelle oder das posttranskriptionelle Silencing. Bei dem Mechanismus der RNAi sind zudem mehrere Komponenten beteiligt um diese siRNAs zu synthetisieren, zu stabilisieren und zu ihrem Zielort zu bringen um dort das Silencing zu vermitteln. Dabei spielen die Enzyme Dicer und RNA abhängige RNA-Polymerasen eine wichtige Rolle in der Synthese. Argonauten, bzw. eine Unterklasse von ihnen, die Piwi-Proteine sind für das eigentliche Silencing des Zielgens wichtig und spielen, wie auch die 2´-O-Methyltransferase Hen1, eine Rolle in der Stabilisierung der siRNAs.
In Paramecium tetraurelia weiß man, dass endogene Genfamilien, wie z.B. die Oberflächen-Antigene RNAi-vermittelt reguliert werden. Zudem ist bekannt, dass man RNAi-Mechanismen, die diesem endogenen Mechanismus ähneln, artifiziell durch das Einbringen einer doppelsträngigen RNA induzieren kann. Dies kann entweder durch das Verfüttern von Bakterien geschehen, die zur Synthese einer dsRNA in ihrem Inneren veranlasst werden und diese anreichern, oder durch die Injektion eines Transgens in den Makronukleus, dessen Transkript ebenfalls zu einer dsRNA umgesetzt wird.
Der Fokus dieser Arbeit lag auf dem exogenen, durch ein injiziertes Transgen induzierten RNAi-Mechanismus in Paramecium tetraurelia und dessen genauere Charakterisierung. Dabei konnte gezeigt werden, dass dieser RNAi-Mechanismus eine Temperaturabhängigkeit aufweist, wie es auch für RNAi-Mechanismen in anderen Organismen beschrieben wurde. Im Rahmen dieser Arbeit konnte jedoch die Ursache diese Temperaturabhängigkeit nicht aufgeklärt werden.
Dafür konnte gezeigt werden, dass zwei Klassen an siRNAs an diesem Mechanismus beteiligt sind. Es konnten neben den schon in der Literatur beschriebenen primären siRNAs auch sekundäre siRNAs nachgewiesen werden, deren Synthese von einer RdRP abhängig ist. Im Rahmen dieser Arbeit konnte der Schluss gezogen werden, das diese RdRP, die für die Synthese der sekundären siRNAs verantwortlich ist, das Homolog Rdr2 ist. Weiter konnte gezeigt werden, dass diese sekundären siRNAs Transitivität induzieren. Dies beschreibt die Amplifikation der siRNAs über das Ausgangsmolekül hinaus. Es konnte dargestellt werden, dass die sekundären siRNAs nicht von dem ursprünglichen Transgen synthetisiert, sondern vielmehr von einem homologen endogenen Transkript, einer mRNA, entstammen und somit als transitiv angesehen werden können.
Ferner konnte gezeigt werden, dass die Nukleotidyltransferase Cid2 ebenfalls in die Akkumulation dieser sekundären siRNAs involviert ist. Es konnte der Schluss gezogen werden, dass dieses Cid2 in einem Komplex mit Rdr2 vorliegt und das Template zur Generierung der sekundären siRNAs stabilisiert und so für Rdr2 zugänglich macht.
Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit war die detailliertere Untersuchung der spezifischen Stabilisierung beider siRNA-Klassen. Dabei konnte gezeigt werden, dass mehrere Piwi-Proteine in den Transgen-induzierten Mechanismus involviert sind. Die Paramecium spezifischen Piwis Ptiwi 8, Ptiwi 13 und Ptiwi 14 spielen dabei eine Rolle. Im Rahmen der durchgeführten Analysen konnte gezeigt werden, dass die Ptiwis 8 und 14 in die Akkumulation und damit in die Stabilisierung beider siRNA-Klassen involviert sind. Allerdings scheint dieser Effekt eher auf dem Ptiwi14 zu beruhen. Für das Ptiwi 13 konnte vermutet werden, dass dieses eher in die Akkumulation und spezifischen Stabilisierung der sekundären siRNAs involviert ist. Auch konnte aufgezeigt werden, dass beide Klassen an Transgen-induzierten siRNAs eine Methylgruppe an ihrem 3´ Ende tragen, welche von der 2´-O-Methyltransferase Hen1 abhängig ist und ebenfalls der Stabilisierung der siRNAs dient. Zudem konnte vermutet werden, dass diese Methylierung bereits vor dem Binden der siRNAs an eines der Ptiwis stattfindet und davon unabhängig ist. Somit konnten Rückschlüsse auf den zeitlichen Verlauf des Transgen-induzierten RNAi-Mechanismus gezogen werden.
Über eine Lokalisation dieses Hen1-Proteins konnte ferner gezeigt werden, dass dieses Protein in bzw. an den mit der Keimbahn assoziierten Mikronuklei und dem vegetativen Makronukleus aufzufinden ist. Die Methylierung der siRNAs findet somit in den Kernen statt. Dies lässt den Schluss zu, dass der Transgen-induzierte RNAi-Mechanismus neben der posttranskriptionellen Regulation auch eine transkriptionelle Genregulation direkt am Chromatin vermitteln kann.
Im Verlauf dieser Dissertation konnte gezeigt werden, dass eine erhöhte Expression des tonoplastidären Dicarboxylat Transporters zu einem erhöhten Gehalt an Malat bei gleichzeitig vermindertem Citratgehalt in den Überexpressions-Pflanzen führt. Somit konnte, ähnlich wie in den k.o.-Pflanzen, ein reziprokes Verhalten von Citrat und Malat aufgezeigt werden.
Elektrophysiologische Analysen an Oozyten von X. laevis in Zusammenhang mit Aufnahmeversuchen an Proteoliposomen zeigten weiterhin, dass der Transport von Citrat ebenfalls durch den TDT katalysiert wird. Anhand eines negativen Einwärts-Strom an Oozyten konnte gezeigt werden, dass dieser Citrat-Transport elektrogen ist. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Citrat2-H die transportierte Form von Citrat darstellt. Dieses wird vermutlich zusammen mit drei Protonen transportiert.
Die Dianionen Malat und Succinat, sowie höchstwahrscheinlich auch Fumarat, werden ebenfalls über den TDT transportiert. Unter Standardbedingungen werden diese in die Vakuole importiert. Im Gegenzug wird Citrat aus der Vakuole exportiert. Die trans-stimulierende Wechselwirkung von Malat, Succinat und Fumarat auf den Citrat Transport und vice versa bestärkt den in dieser Arbeit postulierten Antiport der jeweiligen Carboxylate über den Tonoplasten. Dieser ist jedoch nicht obligat, was an dem verringerten Transport von Citrat ohne Gegensubstrat über die Membran gezeigt werden konnte.
Unter Trockenstress und osmotischen Stress konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die erhöhte Expression des TDT maßgeblich an der Akkumulation von Malat und der Mobilisierung von Citrat unter den genannten Stressbedingungen beteiligt ist.
Letztlich konnte mittels Säurestressexperimenten nachgewiesen werden, dass die Malatakkumulation, bei gleichzeitigem Citrat Abbau nicht zwingend miteinander gekoppelt sind, unter Säurestress müssen daher weitere regulatorische Effekte auf den Malat-Import bzw. den Citrat-Export vorherrschen.
Mobile Partizipation
(2015)
Smartphones bringen computertechnische Anwendungen in den öffentlichen Raum. Mobiles Web, Geolokalisierung und integrierte Sensoren ermöglichen kollaborative Datenerfassung (Urban Sensing), spontane Kommunikation (Smart Mobs) sowie neue Formen der Planungskommunikation (Mobile Augmented Reality). Es lässt sich eine Partizipation unter geändertem Vorzeichen diagnostizieren: Transparentere Verfahren, früherer Einbezug der Öffentlichkeit und mehr Mitsprachemöglichkeiten werden zunehmend eingefordert. Zugleich entwickeln sich eine Vielzahl an neuen Bottom-up-Bewegungen, die das Internet als einen Ort der Teilhabe und konstruktiver Mitwirkung an Stadt(-planung) begreifen und sich auf vielfältige Weise einbringen. Crowdsourcing, Civic-Hacking und urbane Interventionen stehen beispielhaft für diesen Wandel und fördern diese neuen Formen selbstinitiierter Partizipation. Nach der Definition des Phänomens mobiler Partizipation und einer Vielzahl an Beispielen, werden neue Entwicklungen, Möglichkeiten und Chancen, aber auch Herausforderungen und Hemmnisse für die Stadtplanung beschrieben und ein Blick auf sich zukünftig entwickelnde Arbeitsfelder im Zeitalter der der Smart Cities geworfen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten sowohl konzeptionelle Beiträge zur Berechnung
der magnetischen Anisotropie von mehrkernigen Übergangsmetallkomplexen mittels
DFT-Methoden geleistet, sowie zwei Molekülsysteme eingehend untersucht werden.
Auf der Ebene der Methodenweiterentwicklung konnten die Matrixelemente des Spin-Bahn
mean-field-Operators als effektivem Einteilchenoperator implementiert werden. Diese wurden
sowohl mit SMP als auch mit MPI parallelisiert, so dass eine sehr effektive Berechnung
auch bei großen Systemen möglich ist. Bei Verwendung von Hybridfunktionalen erhöht sich
die Rechenzeit einer sopt-Rechnung durch die Berechnung dieser Integrale um etwa
einen Faktor drei. Die restliche Rechenzeit wird durch das Lösen des CHF-Systems
dominiert.
Bei Verwendung reiner Dichtefunktionale dauern die Rechnungen sehr viel kürzer, da hier
kein CHF-System zu lösen ist. Dadurch verteuert die Berechnung der SOMF-Matrixelemente
diese Rechnungen prozentual deutlich mehr, aber dennoch sind Rechnungen mit reinen
Dichtefunktionalen sehr viel schneller fertig als mit Hybridfunktionalen.
Weiterhin konnte eine neue Methode zur Berechnung von Einzelionentensoren entworfen und
implementiert werden, die mit lokalisierten Orbitalen arbeitet. Diese Methode konnte mit
der bereits bestehenden Methode, bei der die SOC an einzelnen Zentren "ausgeschaltet" wird,
verglichen werden. Die Ergebnisse besitzen in etwa dieselbe
Qualität.
Für die Zuordnung einzelner, lokalisierter Orbitale gibt es keine physikalisch eindeutige
Lösung. Es konnte jedoch ein Zuordnungsschema auf der Basis von Abständen und Winkeln
entwickelt werden, das in den meisten Fällen der chemischen Intuition entspricht, so dass
einem oktaedrisch koordinierten Metallzentrum sechs Bindungselektronenpaare zugeordnet
werden.
Die so entwickelte Methode liefert eine bequeme und einfache Möglichkeit zur Berechnung
aller benötigter Einzelionentensoren im Zuge einer einzigen Rechnung ohne nennenswerten
Mehraufwand. So wurde sie bei den weiteren Untersuchungen der beiden Molekülsysteme ausgiebig
genutzt.
Schließlich wurden zwei Komplexsysteme eingehend analysiert und mit verschiedenen
Übergangsmetallkombinationen untersucht. Es wurde hierbei ein breites Spektrum an
Analysewerkzeugen eingesetzt, sodass die erhaltenen Ergebnisse nicht nur nähere Einsichten
zu den konkret untersuchten Komplexen liefern, sondern auch allgemein wertvolle
Erfahrungen zur Untersuchung der magnetischen Anisotropie an mehrkernigen
Übergangsmetallkomplexen mit DFT-Methoden liefern.
Zuerst wurden Komplexe mit Tripelsalenliganden untersucht, wie sie in der Arbeitsgruppe
von Thorsten Glaser synthetisiert und charakterisiert werden. Der Einfachheit halber
wurden zunächst Komplexe mit nur einer Tripelsaleneinheit untersucht, wobei als
Metallionen in der Tripelsaleneinheit Mn(III)-Ionen verwendet wurden. Hierbei zeigte sich,
dass durch die Substitution von Chrom(III) als Zentralion durch Wolfram(III) bzw.
Rhenium(IV) eine deutliche Steigerung der magnetischen Anisotropie erreicht werden kann.
In einem nächsten Schritt wurden diese Komplexe durch eine weitere Tripelsaleneinheit
erweitert. Diese Komplexe sind also von der Struktur, wie sie auch in der Arbeitsgruppe
Glaser synthetisiert werden. Es zeigt sich, dass die Mn6M-Komplexe eine sehr viel
geringere Anisotropie aufweisen. Dies liegt daran, dass bei den Mn3M-Komplexen die
oktaedrische Koordinationsumgebung um das Zentralion verzerrt ist, da nur 3 der 6
Cyanoliganden an der Koordination der Tripelsaleneinheit beteiligt sind. Durch diese
starke Verzerrung erreicht man bei Verwendung von 5d-Elementen hohe Anisotropien. Bei den
Mn6M-Komplexen ergibt sich die Anisotropie hauptsächlich aus den Beiträgen der
Manganionen.
Schließlich wurden Komplexe mit nur einer Tripelsaleneinheit untersucht, bei denen jedoch
in der Tripelsaleneinheit Mo(III)-Ionen koordiniert sind. Hier konnte gezeigt werden, dass
durch die Molybdänionen eine höhere Anisotropie erhalten werden kann als bei den
entsprechenden Mn3M-Komplexen. Bei den leichten Zentralionen (Chrom und Molybdän)
jedoch war die Anisotropie geringer als bei den Mn6M-Komplexen. Dies liegt daran,
dass bei diesen Komplexen der Beitrag der Ionen der Tripelsaleneinheit überwiegt und somit
macht sich bemerkbar, dass bei den Mn6M-Komplexen 6 Ionen in der Tripelsaleneinheit
koordiniert sind und bei den Mo3M-Komplexen lediglich 3.
Bei der Untersuchung der Tripelsalenkomplexe konnte ein Verfahren vorgestellt werden, wie
man sich die Symmetrie von Komplexen bei der Berechnung des anisotropen Austauschs zu
Nutze machen kann, um die Anzahl zu berechnender Konfigurationen zu minimieren.
Als zweites Komplexsystem wurde ein von Habib et al. vorgestellter Oximligand gewählt, der
als Chelatligand fungiert. Der ursprünglich synthetisierte Komplex enthielt zwei
Mn(IV)-Ionen außen und in der Mitte ein Mn(III)-Ion. Auch hier wurde die Kombination
verschiedener Metallzentren analysiert.
Für den Ursprungskomplex konnte ein axialer MAE-Parameter nachgewiesen, der im normalen
Rahmen für Mn(III)-Komplexe liegt. Die Substitution des zentralen Manganzentrums durch
schwerere Metallzentren führt hier jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis. Der
Molybdänkomplex liefert eine sehr geringe Anisotropie und der Rheniumkomplex weist einen
positiven axialen MAE-Parameter auf. Für den Wolframkomplex hingegen erhält man
unplausible Ergebnisse.
Im nächsten Schritt wurden die äußeren Manganzentren durch Mo(III) ersetzt. Bei Molybdän,
Wolfram und Rhenium ergeben sich genau dieselben Probleme wie bei den Mn2M-Komplexen.
Der Mo2Mn-Komplex hingegen weist eine deutlich höhere Anisotropie auf als der
Mn2Mn-Komplex.
Metallacetylide sind Verbindungen aus Metallen und Liganden, die durch Deprotonierung terminaler Alkine entstehen. Komplexe dieser Art weisen eine Vielzahl verschiedener Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten auf. Der lineare Charakter der Acetylideinheit und ihre π-ungesättigte Natur macht sie zu geeigneten Bildungskomponenten für die Herstellung molekularer Leiter oder organometallischer oligo- sowie polymerer Materialien mit Eigenschaften wie z. B. optischer Nichtlinearität, Lumineszenz, elektrischer Leitfähigkeit und Flüssigkristallinität. Zwar existieren zahlreiche Arbeiten zur Herstellung von Metall-acetylidkomplexen, die Möglichkeit Liganden zu synthetisieren, die eine mehrzähnige, sogenannte chelatisierende Funktion mit einer terminalen Alkinyleinheit kombinieren, wurde jedoch nur von wenigen Gruppen verfolgt. Mit Hilfe solcher Liganden ist es nicht nur möglich, durch kovalente Anbindung eines Metalls an die C-C-Dreifachbindung Metallacetylide zu erhalten, sondern diese durch Koordination weiterer Metallzentren an die Chelatfunktion effizient zu stabilen, mehrkernigen Metallkomplexen zu erweitern. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei Liganden synthetisiert, die derartige Eigenschaften besitzen: Das zweizähnige Alkin 2-(1-(Prop-2-yn-1-yl)-1H-pyrazol-3-yl)pyridin und das dreizähnige Diin 2,6-Bis(1(prop-2-yn-1-yl)-1H-pyrazol-3-yl)pyridin. Die Liganden wurden unter steter Optimierung der Reaktionsbedingungen durch Propargylierung von 2-Pyrazolylpyridin bzw. 2,6-Bispyrazolylpyridin synthetisiert. In einer Reihe von Versuchen mit verschiedenen Übergangsmetallen wurde das Monoalkin auf seine Fähigkeit hin untersucht, sowohl Metallacetylide als auch Komplexe durch Koordination an die chelatisierenden Stickstoffatome zu bilden. Dabei wurden ein Gold(I)monoacetylid mit Triphenylphosphan als Neutralligand sowie zwei Platindiacetylide erhalten. Die Platinkomplexe unterscheiden sich durch ihre Neutralliganden: es wurde einerseits Triphenylphosphan, andererseits ein dppe eingesetzt. Die unterschiedliche Natur der Phosphanliganden wirkt sich auf die Konformation der Komplexe aus: Während die einzähnigen Triphenylphosphanmoleküle die Positionierung der Alkinylliganden in trans-Stellung erlauben, liegt der dppe-haltige Komplex in einer cis-Konformation vor. Aus beiden Komplexen wurden durch Koordination weiterer Metallzentren dreikernige Verbindungen synthetisiert. Dabei konnte das Produkt aus trans-Komplex mit Ruthenium(II) isoliert und charakterisiert werden, während das cis-Produkt nur analytisch nachgewiesen, jedoch nicht erfolgreich von den Nebenprodukten abgetrennt werden konnte. Für das dppe-haltige Platindiacetylid wurde die Fähigkeit Zink zu koordinieren in verschiedenen Versuchsreihen überprüft, die unter Variation der Zinkkonzentration und auch des Lösungsmittels durchgeführt wurden. Mit Hilfe von ESI-MS-Messungen konnte belegt werden, dass Zink(II)-Kationen an das Diacetylid koordinieren und in Abhängigkeit der
Zinkkonzentration verschiedene Produkte erhalten werden. Das Lösungsmittel zeigt ebenfalls einen Einfluss auf Produktbildung. Während in Aceton nur zwei verschiedene Zinkaddukte beobachtet werden können, wird in Acetonitril sogar die Bildung von Ketten und Clustern beobachtet. Der dreizähnige Diinligand wurde erfolgreich mit Ruthenium umgesetzt, sodass ein oktaedrischer Komplex entsand, bei dem der Ruthenium(II)-Kern dreifach an den von mir synthetisierten Liganden koordiniert war und neben einem Triphenylphosphan auch zwei Chloridoliganden trug. Mit diesem wurde die katalytische Transferhydrierung von Acetophenon mit Isopropanol durchgeführt, wobei die zur Deprotonierung des Alkohols zugegebene Menge an Base variiert wurde. Die Aktivität des Komplexes in der Transferhydrierung konnte bewiesen werden. Die zugegebene Basenmenge zeigte bei der angewendeten Versuchsdurchführung nur einen geringen Einfluss auf den Umsatz.
Congress Report 2015.01-04
(2015)
Der rasante Anstieg an ß-lactamresistenten Bakterienstämmen stellt ein weltweites medizinisches Problem dar. Für die Bekämpfung von resistenten Stämmen ist es wichtig, den Mechanismus der Resistenzentstehung zu verstehen. Die im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehenden S. pneumoniae-Isolate entstammen zwei unterschiedlichen Strategien zur Untersuchung der Entstehung und Verbreitung ß-lactamresistenter Pneumokokken. Die im Fokus des ersten Teils der vorliegenden Arbeit stehende Glycosyltransferase CpoA wurde von Grebe et al. (1997) als Resistenzdeterminante in zwei spontan-resistenten Labormutanten, P104 und P106, entdeckt. Beide wurden ausgehend von dem sensitiven S. pneumoniae R6 auf einer erhöhten Piperacillinkonzentration selektioniert. Berg et al. und Edman et al., beschrieben CpoA biochemisch als a-Galactosyl-Glycosyl-Diacylglycerin-Synthase, die einen Galactosylrest von UDP-Galaktose auf Glycosyldiacylglycerin (GlcDAG) überträgt (Berg et al., 2001; Edman et al., 2003) und so Galactosyl-Glycosyldiacylglycerin (GalGlcDAG), das Hauptglycolipid der Cytoplasmamembran von S. pneumoniae bildet. Durch Detektion der Glycolipide in R6, P104, P106 und R6ΔcpoA konnten diese in vitro Daten in vivo bestätigt werden. Keine der cpoA-Mutanten wies eine detektiertbare Menge an GalGlcDAG auf. Neben der Veränderung des Glycolipidverhältnisses offenbarte die Darstellung der Membranlipide auch eine Änderung des Phospholipidverhältnisses. Die phänotypische Charakterisierung der cpoA-Mutanten zeigte eine pleiotropen Phänotyp, der mit einer verlangsamten Generationszeit, einer verminderten Säuretoleranz, einem erhöhten Bedarf an zweiwertigen Magnesiumionen, dem Verlust der natürlichen Transformierbarkeit, einer verzögerten Triton-induzierte Zelllyse, sowie eine reduzierte Bacitracinresistenz einher ging. Durch eine Microarray-basierte, globale Transkriptomanalyse konnte gezeigt werden, dass vor allem Membranproteine, wie PTS-Systeme und ABC-Transporter, eine unterschiedliche Expressionsstärke im Vergleich zum Parentalstamm R6 aufwiesen. Als Grundlage für den zweiten Teil der vorliegenden Arbeit diente ein von Todorava (2010) durchgeführtes Transformationsexperiment, indem der sensitive S. pneumoniae R6 mit chromosomaler DNA des hochresistenten S. oralis Uo5 transformiert wurde. In sechs Transformationsschritten mit sukzessiv ansteigender Antibiotikakonzentration, konnten sechs Transformanten mit einer stufenweise erhöhten ß-Lactamresistenz generiert werden. Durch die Arbeiten von Todorova et al. (2015), konnte bereits gezeigt werden, dass drei niederaffine PBPs, sowie die Aminosäureligase MurE den Resistenzanstieg der ersten drei Selektionsschritte vermitteln. In dieser Arbeit wurde sich mit den Transformanten der Selektionsschritte vier, fünf und sechs beschäftigt. Durch Genomsequenzierung und anschließende Überprüfung bestimmter Sequenzbereiche konnten die Grenzen des horizontalen Gentransfers aufgewiesen werden. Der Resistenzanstieg in den letzten drei Selektionsschritten wurde nicht durch die Übertragung resistenter Uo5-Gene, sondern einzig durch Punktmutationen vermittelt. Die Charakterisierung, sowie die phänotypischen Auswirkungen der Veränderungen standen nach ihrer Identifizierung im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. In der Transformante des vierten Selektionsschrittes, PCPC, konnten zwei Punktmutationen identifiziert werden. Eine Punktmutation innerhalb des Histidinkinasegens ciaH des Zweikomponentensystems CiaRH und eine weitere in spr1992, welches für ein hypothetisches Protein codiert. Bei CiaH handelt es sich um die erste nicht-PBP-Resistenzdeterminante, die in S. pneumoniae entdeckt wurde (Guenzi et al., 1994). Es zeigte sich, dass das neu entdeckte ciaH-Allel (ciaH773) eine Hyperaktivität des CiaRH-Systems bewirkt und zur Instabilität neigt. Um das Risiko von sekundären Mutationen zu mindern, wurde die Expression von ciaH773 unter die Kontrolle eines Tetracyclin-induzierbaren Promotors gestellt. Es konnte gezeigt werden, dass ciaH773 einen 11-fachen Anstieg der CiaR-vermittelten Genregulation, sowie eine Erhöhung der ß-Lactamresistenz bewirkt und zum Verlust der natürlichen Transformierbarkeit führt. Neben der Punktmutation in ciaH, konnte im vierten Selektionsschritt noch eine weitere Veränderung in spr1992 identifiziert werden. Beim Genprodukt von spr1992 handelt es sich um hypothetisches Protein. Blastanalysen lassen auf eine regulatorische Funktion von Spr1992 schließen. Die innerhalb dieser Arbeit erzielten Ergebnisse deuten stark auf einen Beitrag der Punktmutation in spr1992 zur CiaR-vermittelten Genregulation, sowie zur Cefotaximresistenz in PCPC hin. Zukünftige Untersuchungen könnten den Zusammenhang von spr1992 mit dem CiaRH-System weiter spezifizieren.Innerhalb des fünften Selektionsschrittes konnte eine 10 bp Deletion in der Serinprotease HtrA detektiert werden, die aufgrund der Lokalisation im ersten Drittel der Serinprotease mit einem Knockout von HtrA vergleichbar ist. Es konnte gezeigt werden, dass die HtrA-Deletion zu einer weiteren Steigerung der CiaRH-vermittelten Genregulation, sowie zu einer Erhöhung der ß-Lactamresistenz führt. Durch Einbringen des ciaH773-Allels in S. pneumoniae R6 und anschließender htrA-Deletion konnte dieser regulatorische Effekt auch im Wildtyp-Hintergrund nachgewiesen werden. Durch anschließend durchgeführte globalen Transkriptomanalysen konnten weitere Einblicke in die regulatorische Funktion von HtrA im Hintergrund eines hyperaktiven CiaRH-Systems gewonnen werden. In PCPCCO, der Transformante des sechsten Selektionsschrittes, konnte eine Punktmutation im Penicillin-bindenden Protein 2b innerhalb des bereits im dritten Selektionsschritt ausgetauschten Uo5-Sequenzbereiches als Resistenzdeterminante identifiziert werden. Durch Einbringen von Q406P in S. pneumoniae R6 konnte das Resistenz vermittelnde Potential dieser Veränderung auch im Wildtyphintergrund nachgewiesen werden. Somit konnte gezeigt werden, dass eine Resistenzdeterminante, die über horizontalen Gentransfer auf S. pneumoniae übertragen wurde, durch eine sekundäre Mutation, das Resistenzniveau ihres Rezipienten weiter steigern kann.
In Rheinland-Pfalz kommt den ländlichen Regionen eine hohe Bedeutung als Lebens-, Wirtschafts-, Natur- und Erholungsraum zu. Bei ihrer Entwicklung kann festgestellt werden, dass diese Regionen sowohl Schrumpfungstendenzen wie einen Rückgang der Bevölkerungszahl, zum Teil aber auch positive Entwicklungsdynamiken wie positive bevölkerungsstrukturelle und sozio-ökonomische Entwicklungen aufweisen. In jenen Regionen die positive Entwicklungsdynamiken verzeichnen stellt sich insbesondere die Frage nach „den Erfolgsfaktoren“, die diese Entwicklung begünstigt haben.
Die Bundesraumordnung hat das Potenzial dieser Räume, einen gesamtwirtschaftlichen Wachstumsbeitrag zu liefern, erkannt. Im Jahr 2010 und 2013 hat die Ministerkonferenz für Raumordnung den Beschluss gefasst, die Leitbilder für die Raumentwicklung in Deutschland dahingehend zu konkretisieren und weiterzuentwickeln, dass die Rolle und Bedeutung ländlicher Räume als „eigenständige Wirtschafts-, Kultur- und Lebensräume, die ihre Potenziale durch die Entwicklung eigener Stärken, aber auch durch Verflechtung und Vernetzung besser zur Geltung bringen können“, noch stärker herausgearbeitet werden soll. Im aktuellen Entwurf der Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland 2013 zeigt sich, dass im vorgesehenen Leitbild „Wettbewerbsfähigkeit stärken“ sowohl ländliche als auch verstädterte wirtschaftliche Wachstumsräume außerhalb der Metropolregionen verortet werden, die im Rahmen einer Raumentwicklungsstrategie als Wirtschafts-, Innovations- und Technologiestandorte gestärkt werden sollen.
Somit stellt sich für ländliche Regionen insbesondere die Frage, welches die maßgeblichen Faktoren sein können, um eine eigene positive Entwicklungsdynamik zu fördern. Die vorliegende Dissertation identifiziert im Bundesland Rheinland-Pfalz, für das ländliche Regionen in exemplarischer Weise von Bedeutung sind, Landkreise die positive Entwicklungsdynamiken aufzeigen und untersucht sie hinsichtlich ihrer Erfolgsfaktoren. Dabei handelt es sich um den Donnersbergkreis, den Rhein-Hunsrück-Kreis und den Landkreis Südliche Weinstraße einschließlich der Stadt Landau in der Pfalz.
Um sich der Thematik der Erfolgsfaktoren in theoretischer Weise zu nähern, werden zunächst Ansätze zur Erklärung unterschiedlicher regionaler Entwicklungsdynamiken betrachtet und Kriterien abgeleitet, die dazu dienen, bereits bestehende Ansätze, Programme und Projekte zur Förderung solcher Entwicklungen in ländlichen Regionen zu bewerten. Der Untersuchung liegen ferner empirische Erhebungen wie leitfadengestützte Gespräche mit Experten, regionalen Akteuren aus Verwaltung und Wirtschaft sowie mit regionalen und kommunalen Entscheidungsträgern und eine schriftliche Befragung der Bevölkerung in allen drei Landkreisen zugrunde, um weitere Erkenntnisse über (spezifische) Erfolgsfaktoren zu erhalten.
Es zeigt sich dabei, dass die positiven Entwicklungsdynamiken durch die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, wie die Lage der Landkreise im Raum, verkehrsinfrastrukturelle und naturräumliche Ausstattung, historische Entwicklungspfade sowie durch bestimmte Unternehmensansiedlungen und ein strategisches Handeln regionaler und kommunaler Akteure, maßgeblich beeinflusst wird. Im Zusammenhang mit dem Thema der europäischen Metropolregionen bleibt zu sagen, dass die untersuchten Räume auch von der Nähe zu diesen Räumen profitieren. Hierbei spielen vor allem eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur, Arbeitsplätze und Hochschulen eine wichtige Rolle.
Weiterhin zeigt sich, dass sich beispielsweise eine wirtschaftsnahe Verwaltung und die Etablierung von Netzwerken zwischen Politik, Wirtschaft und Verwaltung unterstützend auswirken. Ein weiteres Hauptaugenmerk im Zusammenhang mit positiven Entwicklungsdynamiken ist auf die Existenz hochinnovativer, vielfach klein- und mittelständischer Unternehmen zu richten. Als maßgeblich für die Entwicklung eines Raumes ist aber auch das hohe Engagement einzelner Personen zu betrachten, die oftmals eine wichtige Rolle als die treibenden Kräfte bei der regionalen Entwicklung einnehmen. Darüber hinaus spielt in den untersuchten ländlichen Regionen, die stark durch den produzierenden Sektor geprägt sind, die betriebliche Aus- und Weiterbildung sowie eine frühzeitige Berufsorientierung in Schulen und die Vermittlung von Praktika eine wichtige Rolle und trägt zur Sicherung der Fachkräftebasis in den Regionen bei. Die durchgeführte Haushaltsbefragung verdeutlicht, dass die Räume eine sehr hohe Wohn- und Lebensqualität aufweisen, welche die Bevölkerung verstärkt an den Raum bindet.
Aufbauend auf den identifizierten Erfolgsfaktoren werden Handlungsansätze der Raumordnung, Landes- und Regionalplanung sowie der Regionalentwicklung und relevanter Politikfelder erarbeitet. Hierbei steht insbesondere die Frage im Vordergrund, wie vorhandene Entwicklungsdynamiken unterstützt, ausgebaut und in anderen Regionen angestoßen werden können. In Hinblick auf die Übertragbarkeit auf andere Regionen ist zu erwähnen, dass dies durchaus möglich ist, wobei die identifizierten Erfolgsfaktoren vielfach von den spezifischen Rahmenbedingungen des Raumes abhängig sind. Wesentlich ist, dass die genannten Handlungsansätze und -strategien eine Orientierung ermöglichen. Berücksichtigt werden muss beim Verfolgen der dargestellten Strategien jedoch, dass sich die Entwicklungen in den Untersuchungsräumen über einen langen Zeitraum vollzogen haben. Somit sollte auch an einer „Strategie der kleinen Schritte“ angesetzt werden.
Es gibt vielfache Ansätze, die mechanischen Eigenschaften von Werkstoffen zu verbessern, wobei in den meisten Fällen mit einer Erhöhung der quasistatischen Festigkeit eine Verringerung der Duktilität einhergeht. Bei ultrafeinkörnigen Werkstoffen ist diese Verringerung des Verformungsvermögens, aufgrund des dominierenden Verfestigungsmechanismus der Korngrenzenverfestigung, nicht zwangsläufig die Folge. Bei der Forschung mit Werkstoffen, die eine sehr kleine Korngröße aufweisen, stellt dieser Aspekt die Hauptmotivation dar.
Im Rahmen der aktuellen Arbeit wurden mehrere ultrafeinkörnige Modifikationen des Vergütungsstahles C45 mikrostrukturell, mit Hilfe von Raster- sowie Transmissionselektronenmikroskopie, aber auch Nanoindentation charakterisiert. Es konnten verbreitet Korngrößen unter 1 µm festgestellt werden, was der Definition ultrafeinkörnig entspricht. Anschließend folgte eine Korrelation der zyklischen Eigenschaften, welche mittels 4-Punkt-Mikrobiegeversuchen untersucht wurden und der Mikrostruktur. Da die hochfesten Ausprägungen der ultrafeinkörnigen Modifikationen in großen Teilen Rissinitiierung an nichtmetallischen Einschlüssen zeigten, erfolgte eine bruchmechanische Betrachtung mittels Spannungsintensitätsfaktoren. Als Quintessenz der vorliegenden Arbeit steht ein Modell, welches die Ermüdungseigenschaften von ultrafeinkörnigen Werkstoffen zusammenfasst. Mehrere Eigenschaften, wie das Auftreten von innerer Rissinitiierung, sowie insgesamt die extrem hohen Härten und Ermüdungsfestigkeiten (vergleichbar mit bainitisiertem 100Cr6), wurden im Rahmen der Arbeit erstmals bei diesen Modifikationen nachgewiesen und gehörten zuvor nicht zum Stand der Technik.
In der vorliegenden Arbeit wurde die Reaktivität und Selektivität anellierter, verbrückter und tertiärer O-Radikale, in drei Teilprojekten, untersucht. Die zur Erzeugung primärer und sekundärer O-Radikale benötigten Thiohydroxamsäure-O-ester stammen aus Reaktionen von Cyclopentenyltosylaten mit 3-Hydroxy-4-methylthiazol-2(3H)-thion-Tetraethylammoniumsalz (Salz-Methode). Für tertiäre Thiohydroxamsäure-O-ester hat sich die Umsetzung tertiärer O-Alkylisoharnstoffe mit 3-Hydroxy-4-methylthiazol-2(3H)-thionen bewährt (Isoharnstoff-Methode). Die anschließende Freisetzung der O-Radikale, aus den O-Alkylthiohydroxamaten, erfolgte photochemisch oder thermisch unter pH-neutralen und nicht oxidativen Bedingungen in Gegenwart von Bromtrichlormethan. Relative Reaktivitäten der O-Radikale in Sauerstoff-Elementarreaktionen beruhen auf Abschätzungen mit Hilfe unimolekularer Vergleichsreaktionen (Radikaluhr Konzept). Beobachtete Selektivitäten und Stabilitäten wurden anhand theoretischer Analyseverfahren (Twist-Modell, Dichtefunktional-Rechnungen und Møller-Plesset-Störungsrechnung 2. Ordnung), in Kooperation mit Jens Hartung, interpretiert und quantifiziert. Die synthetisierten \({\beta}\)-bromierten, bicyclischen, tricyclischen sowie tertiären Tetrahydrofurane erweitern die bis dato auf primäre und sekundäre Monocyclen beschränkte Vielfalt der 5-Ring-Strukturen über Sauerstoff-Radikalreaktionen. Beispiele für Synthesen mittels intermolekularer O-Radikaladditionen liefern funktionalisierte Bromalkoxybicyclo[2.2.1]heptane und tert-Butoxybromalkane.
Durch Variation (1,2-Cyclopentyl und 1,2-Cyclohexyl) und Permutation (Kohlenstoff-Atome C1 und C2 / C2 und C3 / C3 und C4) der Anellierung, sowie durch verbrückte Reste (C2 und C5 / C3 und C5) am 4-Penten-1-oxyl-Gerüst gelang es, im ersten Teilprojekt, diastereomerenreine primäre und sekundäre O-Radikalvorläufer für eine systematische Untersuchung der Stereoselektivität in 5-exo-trig-Reaktionen zu synthetisieren. Umsetzungen der O-Radikalvorläufer zeigten Regelmäßigkeiten im Produktbild, die in Form von Richtlinien für zukünftige Syntheseplanungen zusammengefasst wurden: (I) Für sterisch und elektronisch vergleichbare Substituenten in direkter Nachbarschaft (zum Beispiel C1 und C2) ist der stereochemische Einfluss des Substituenten größer, der der Doppelbindung näher ist (hier Substituent an C2). Die relative Konfiguration der beiden anellierten Substituenten zueinander wirkt sich auf den Stereoselektivitätsgrad aus, wobei trans-anellierte 4-Penten-1-oxyl-Radikale stereoselektiver cyclisieren als cis-konfigurierte Isomere. Hauptprodukte der 1,2- und 2,3-cyclohexyl-anellierten 4-Penten-1-oxyl-Radikale sind 2,4-cis- und 2,3-trans-substituierte Tetrahydrofurane. (II) Ist die Flexibilität der Sauerstoffatom-tragenden Seitenkette konformell eingeschränkt, cyclisieren anellierte (C3 und C4) sowie verbrückte (C2 und C5 / C3 und C5) 4-Penten-1-oxyl-Radikale 2,3- und 2,4-cis-spezifisch an endo- und exo-cyclische \({\pi}\)-Bindungen. Theoretische Berechnungen diesbezüglich haben gezeigt, dass der 2,3-trans-Ringschluss des Modell-Radikals 1-(Cyclohexen-3-yl)-2-ethoxylradikal aufgrund sterischer Effekte eine deutlich höhere Barriere besitzt (89.5 kJ/mol) als der 2,3-cis-Ringschluss (35.4 kJ/mol).
Die Herstellung tertiärer 3-Alkyloxy- und 3-Cumyloxy-5-(4-methoxyphenyl)thiazol-2(3H)-thione und die Untersuchung der Reaktivitäten daraus erzeugter tertiärer O-Radikale in Elementarreaktionen waren Schwerpunkte des zweiten Themengebiets. Experimentell bestimmte relative Geschwindigkeitskonstanten für die \({\delta}\)-H-Abstraktion (\({k^{Subst} = 10^7-10^8 s^{-1}}\)), die 5-exo-trig-Cyclisierung (\({k^{5-exo} = 10^8-10^9 s^{-1}}\)) und die intermolekulare Addition (\({k^{Add} = 10^7 M^{-1}s^{-1}}\)) demonstrieren, dass tertiäre O-Radikale trotz größerer sterischer Hinderung eine ähnliche (Substitution) oder höhere Reaktivität (5-exo-Reaktion) als vergleichbare primäre und sekundäre Analoga aufweisen. Der 5-exo-Rinschluss des 2-Phenyl-5-hexen-2-oxyl-Radikals erfolgt 2,5-cis-selektiv. Intermolekulare Additionen der tert-Butoxyl-, Cumyloxyl- oder p-Chlorcumyloxyl-Radikale an Norbornen verlaufen exo-spezifisch. Dichtefunktional Berechnungen zufolge sind Torsionsspannungen im 2,5-trans-Übergangszustand der 5-exo-trig-Cyclisierung und im endo-Übergangszustand der intermolekularen Addition für die beobachtete Selektivität verantwortlich.
Im dritten Projekt wurden O-(tert-Butyl)thiohydroxamate aus O-(tert-Butyl)-N,N-diisopropylisoharnstoff und dem 3-Hydroxy-4-methylthiazol-2(3H)-thion sowie dem 3-Hydroxy-4-methyl-5-(4-nitrophenyl)thiazol-2(3H)-thion hergestellt. Die gleiche Reaktion zeigt bei Verwendung des 1-Hydroxypyridin-2(1H)-thions eine spontane Umlagerung des O-(tert-Butyl)thiohydroxamats zum O-(tert-Butyl)pyridin-2-sulfenat. Stabilitätsunterschiede der tertiären Thiohydroxamat-Klassen lassen sich der Molekülorbital-Theorie folgend auf drei unterschiedliche, \({\pi}\)-artige Wechselwirkungen der N,O-Bindung mit dem Thiohydroxamat-Kern und dem O-Alkyl-Rest im Grundzustand zurückführen, die die N,O-Bindung insgesamt stärken. Tertiäre 3-Alkoxythiazolthione erfahren dabei eine größere Stabilisierung als vergleichbare Pyridinthione. Photochemische Umsetzungen der tert-Butoxythiazolthione liefern tert-Butoxyl-Radikale, die durch Addition an 5,5-Dimethylpyrrolidin N-Oxid (DMPO) und Styrol nachgewiesen wurden.