Die Privatwirtschaftslehre als reine Wissenschaft

  • Vor knapp einem Jahrhundert erschien mit Wilhelm Riegers »Einführung in die Privatwirtschaftslehre« (1928) die erste und bislang einzige Gesamtschau über diese heute weitgehend vergessene Wissenschaft, welche im frühen zwanzigsten Jahrhundert aufkeimte und sogleich wieder erstarrte. Riegers Privatwirtschaftslehre bildet ein Gegenmodell zu der damals gerade etablierten Betriebswirtschaftslehre. Während letztere den Betrieb in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellt und so dem damaligen Vorwurf entging, das eigennützige Profitstreben der Kaufleute befördern zu wollen, wird in Riegers Lehre gerade jenes Streben zum Ausgangspunkt aller Überlegungen erhoben. Nach Riegers Meinung stellt eine Disziplin, die den Betrieb als solchen und ungeachtet der mit ihm verfolgten Absichten behandelt, keine Wirtschaftslehre im eigentlichen Sinne dar. Was er im Allgemeinen unter »Wirtschaftslehre« verstand, blieb jedoch offen. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um das Bestreben, diese Definitionslücke zu schließen und Riegers Lehre neu im Lichte einer bestimmten Auffassung von Wirtschaftslehre zu würdigen. Es wird unterstellt, es handele sich um dasjenige, was der Ökonom Ludwig von Mises als »Praxeologie« bezeichnete: eine Wissenschaft, die auf rein introspektiv-gedanklichem Wege die Gesetze des menschlichen Handelns ergründet. Riegers Lehre wird vor diesem Hintergrund in zwei aufeinander aufbauenden Untersuchungen kritisiert werden. Bei der ersten wird, ausgehend von den bisher an ihr geübten Kritiken, das logische Recht in Frage stehen, mit welchem sie ihr Dasein als akademische Disziplin beansprucht. Die zweite Untersuchung wird die Art der Methode betreffen, derer sie sich zur Erfüllung dieses Anspruches bedienen müsste. Beide Untersuchungen werden dogmatischer Art sein: Sie werden Mises’ System unhinterfragt als gültig voraussetzen. Riegers Kritik an der Betriebswirtschaftslehre wird unter dieser Annahme berechtigt erscheinen und sämtliche Einwendungen, die bislang von betriebswirtschaftlicher Seite gegen seine Konzeption der Privatwirtschaftslehre vorgebracht wurden, werden sich als unhaltbar zurückweisen lassen.

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Verfasser*innenangaben:Mattias Oppold
URN:urn:nbn:de:hbz:386-kluedo-71306
DOI:https://doi.org/10.26204/KLUEDO/7130
Untertitel (Deutsch):Ein kritischer Rückblick auf WILHELM RIEGERs Konzeption der Privatwirtschaftslehre vor dem Hintergrund von LUDWIG VON MISES’ Konzeption der Wirtschaftslehre im Allgemeinen
Betreuer*in:Volker Lingnau
Dokumentart:Dissertation
Sprache der Veröffentlichung:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):30.01.2023
Jahr der Erstveröffentlichung:2023
Veröffentlichende Institution:Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau
Titel verleihende Institution:Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau
Datum der Annahme der Abschlussarbeit:29.11.2022
Datum der Publikation (Server):30.01.2023
Freies Schlagwort / Tag:Ludwig von Mises; Praxeologie; Privatwirtschaftslehre; Wilhelm Rieger
Seitenzahl:VII, 199
Fachbereiche / Organisatorische Einheiten:Kaiserslautern - Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
DDC-Sachgruppen:3 Sozialwissenschaften / 330 Wirtschaft
Lizenz (Deutsch):Creative Commons 4.0 - Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung (CC BY-NC-ND 4.0)