Abbildung von Arbeitszufriedenheits-Strukturen im soziotechnischen Modell der Berufsgruppe Busfahrer

  • Hintergrund: Die Übertragung von allgemeinen Erkenntnissen der Arbeitszufriedenheit (AZ) auf spezifische Berufsgruppen ist ohne Einbezug von Berufskontext und Persönlichkeit der involvierten Individuen nicht sinnhaft möglich. Mixed Methods Ansätze, samt darin inkludierter Experteninterviews, sind relevant um Zusammenhänge aus Expertensicht verstehen zu können. Der vorherrschenden Kritik der bestehenden Eindimensionalität der AZ Forschung soll damit begegnet werden. Methode: Leitfadengestützte, teilstrukturierte Interviewerhebungen führten zu Faktorenidentifikation und Hypothesenmodellbildung der Berufsgruppe deutscher Busfahrer des öffentlichen Personennahverkehrs. In Fragebogenform wurden folgende Aspekte erhoben: Effort-Reward-Imbalance (ERI), Resilienz (RS 11), Arbeitszufriedenheitstypisierung (FEAT), Work-Life-Balance (TKS-WLB), Persönlichkeitsausprägungen (BFI-10), Gefährdungsbeurteilung gegenüber psychischen Belastungen am Arbeitsplatz (COPSOQ), Spillover zwischen Arbeit und Privatleben (BAOF). Strukturgleichungsmodelle (SGM) wurden zur teilweisen Quantifizierung der Hypothesenmodelle erstellt. Strukturiert wurde die Arbeit im soziotechnischen Modell (STM). Ergebnisse: Die qualitative Datenanalyse wurde anhand des STMverfahrens geleitet und anschließend in Form von Causal-Loop-Diagrammen (CLD) abgebildet. Bestehende Faktoren der AZ (hemmend oder fördernd), ihre Interaktionen untereinander, sowie daraus entstehende Wirkketten konnten so abgebildet werden. Die SGM zeigten hohe Modellgüte (Chi²/df = 1.29; 1.90), hohe Modellaufklärung (TLI und CFI > .95; >.90) und gute Annäherung an ein perfektes Messmodell (RMSEA= .03; .06). TKS-WLB und BAOF zeigten reduzierte Werte. Die ERI identifizierte bei 68% der Probanden eine Gratifikationskrise (M=1.32, SD=.56). Mit einem Overcommitment (OC) von M=.63 neigen Busfahrer eher zu einer beruflichen Verausgabung. Arbeitsplatzsicherheit (M=5.03; SD= 1.71) wurde als adäquat eingeschätzt, Wertschätzung (M=4.51; SD=1.66) neutral und die Möglichkeit der Weiterqualifizierung (M=5.63; SD=1.89) als schwach. Die Resilienz (M=64; SD=3.58) wurde als stark ausgeprägt eingestuft. Die Persönlichkeitsmerkmale (BFI10) der Probanden weisen Normwerte der Verträglichkeit (M=3.30; SD=.77) und des Neurotizismus (M=2.18; SD=.79), etwas reduzierte Werte der Offenheit (M=3.31; SD=.92) und Extraversion (M=3.48; SD=.92) im Vergleich und deutlich ausgeprägte Ergebnisse der Gewissenhaftigkeit (M=4.08; SD=.84) auf. Im FEAT konnten 7 maßgebliche Typen identifiziert werden. Fazit: Die Herangehensweise dieser Arbeit über die Gliederung des STM und die darin eingebettete Aufbereitung identifizierter Faktoren über CLD, zeigte Ausprägung, Ladung und Zusammenhang einwirkender Faktoren auf die AZ im Berufsbild Busfahrer und erschloss Systemverständnis in diesem Berufsbild hinsichtlich der AZ. Einbezug persönlichkeitsbezogener Aspekte erweiterten das Verständnis dieses bislang wenig beachteten Berufsbildes.

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Verfasser*innenangaben:Simone Morvilius
URN:urn:nbn:de:hbz:386-kluedo-71069
DOI:https://doi.org/10.26204/KLUEDO/7106
Betreuer*in:Arne Güllich
Dokumentart:Dissertation
Sprache der Veröffentlichung:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):14.01.2023
Jahr der Erstveröffentlichung:2023
Veröffentlichende Institution:Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau
Titel verleihende Institution:Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau
Datum der Annahme der Abschlussarbeit:03.08.2022
Datum der Publikation (Server):07.02.2023
Seitenzahl:VI, 234
Fachbereiche / Organisatorische Einheiten:Kaiserslautern - Fachbereich Sozialwissenschaften
DDC-Sachgruppen:3 Sozialwissenschaften / 300 Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie
Lizenz (Deutsch):Creative Commons 4.0 - Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung (CC BY-NC-ND 4.0)